Epilepsie bei Katzen: kognitive Dysfunktion (Demenz)

Definition

Bei der kognitiven Dysfunktion handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung älterer Katzen, die über einen Zeitraum von 18 bis 24 Monaten oder länger einen allmählichen kognitiven Rückgang aufweist. Dieses Syndrom ähnelt der Alzheimer-Krankheit (AD) bei Menschen; die Krankheitsentstehung ist ebenfalls nicht gesichert. Es gibt ähnliche Hirngewebebefunde bei Menschen und Katzen. 

Verbreitung

Das kognitive Dysfunktionssyndrom wird hauptsächlich bei Katzen festgestellt, die älter als 12 Jahre sind. Es sollte aber auch bei Tieren ab 7 Jahren vermutet werden, bei denen eine fortschreitende kognitive Störung vorliegt. Es ist wahrscheinlich, dass viele Haustiere mit leichter kognitiver Beeinträchtigung nicht als solche auffallen und dass die Mehrheit der erkannten Fälle sich bereits in einem stark fortgeschrittenem Stadium befinden. Je nach Quelle wird bei 50 % der Katzen über 11 bzw. 15 Jahren von klinischen Anzeichen berichtet. In einer weiteren Quelle wird die Prävalenz bei Katzen über 10 Jahre auf 35 % geschätzt. Katzen mit ersten Anzeichen entwickeln in den nächsten 12 Monaten wahrscheinlich weitere Symptome.

Entstehung & Entwicklung

Zu den Risikofaktoren gehören, wie beim Menschen auch, chronische oder wiederkehrende Erkrankungen und Stress. Diese können zu einer vermehrten Ansammlung reaktiver Sauerstoffspezies führen. Ebenso dazu gehören Zustände, die die zerebrale vaskuläre Blutversorgung beeinflussen (z. B. systemischer Bluthochdruck, Blutarmut).

Gefäßveränderungen im ZNS, Hirnhautverdickung, abnormale Ansammlungen von Gliazellen in Teilen des ZNS und Ventrikelerweiterungen treten sowohl im Gehirn von Alzheimerpatienten als auch bei Katzen mit kognitiver Dysfunktion auf. Insbesondere die fortschreitende Anhäufung eines neurotoxischen Proteins namens Beta-Amyloid im Gehirn in und um Nervenzellen herum ist ein typisches Merkmal. Diese Anhäufungen verschmelzen zu Plaques und sind in der frontalen Großhirnrinde und im Hippocampus am stärksten ausgeprägt. Dabei stimmt der Grad der Betaamyloidanhäufung mit dem Ausmaß der kognitiven Beeinträchtigung überein.

Neben der Anreicherung von Beta-Amyloid wurde auch die Anhäufung eines hyperphosphorylierten mit Mikrotubuli in Verbindung gebrachten Proteins (Tau-Protein) in Nervenzellen nachgewiesen. Das Tau-Protein ist der Vorläufer für neurofibrilläre Tangles (NFT), krankhafte Verklumpungen, auch bekannt als Alzheimer-Fibrillen. Das Fehlen ausgebildeter NFTs im Gehirn von Katzen wurde als Beweis dafür angeführt, dass die kognitive Dysfunktion von Katzen analog zur humanen AD ist. Allerdings hat das Fehlen von NFTs bei Katzen auf eine Reihe von denkbaren Erklärungen zurückzuführen sein. Es ist möglich, dass Katzen nicht lange genug leben, damit sich die Tau-Proteine wie bei Menschen zu NFTs entwickeln. Die Aminosäuresequenz von Katzen unterscheidet sich zu dem von der bei Menschen. Diese unterschiedliche Sequenz kann die Fähigkeit des Tau-Proteins zur Bildung von NFTs ebenfalls beeinflussen. Die Entstehung & Entwicklung von kognitiver Dysfunktion und AD ist also von vielen Faktoren abhängig. 

Gemeinsamkeiten von Alzheimer & kognitiver Dysfunktion

  • Zellschäden verursacht durch vermehrt auftretende freie Sauerstoffradikale - giftige freie Radikale wie z. B. reaktive Sauerstoffspezies nehmen aufgrund chronischer Erkrankungen und Stress, Abnahme der Mitochondrieneffizienz und verminderter körpereigener Regulationsmechanismen zu. 

  • Entzündungen bedingt durch verschiedene Prozesse

  • DNA-Schäden - Ein genetischer Zusammenhang in Bezug auf die Verteilung von Beta-Amyloid und dem Alter, in dem es beginnt, sich anzusammeln ist möglich.

  • Verminderte Durchblutung des Gehirns ausgelöst durch Blutgefäßschäden - Infarkte können auch dazu beitragen.

  • Eingeschränkte Fähigkeit zur Bildung von Nervenzellen (wahrscheinlich mit dem Hippocampus assoziiert) - dadurch Abnahme der Nervenzellen & des Frontallappenvolumens, Zunahme des Ventrikelvolumens und neurotoxischer Ablagerungen, einschließlich Lipofuszin, Ubiquitin und Beta-Amyloid.

  • Synaptische Dysfunktion und Neurotransmitter-Ungleichgewicht - die Neurotransmission ist beeinträchtigt. Kann durch einen Rückgang der Katecholamin- und cholinergen Übertragung begründet sein.

  • Möglicher Zusammenhang zwischen geistigem Abbau und der Menge an Beta-Amyloid in der Großhirnrinde und einer erhöhten Anzahl von toxischen freien Radikalen.

Unklar ist, welche Veränderungen mit den klinischen Anzeichen verbunden sind. Bei Menschen mit AD gibt es einige Hinweise darauf, dass Blutgefäßschäden des ZNS der Ansammlung von Beta-Amyloid vorausgehen. Da ein Sauerstoffmangel im Gehirn die Produktion von Beta-Amyloid stimulieren kann und angesammeltes Beta-Amyloid um Hirnblutgefäße herum zu Gefäßschäden führt, ist es klar, dass mit AD und kognitive Dysfunktion ein sich selbst verlängernder Zyklus von Hirnschäden auftritt. Es wird angenommen, dass neurochemische Veränderungen, die im alternden Gehirn auftreten, zu einer fortschreitenden kognitiven Beeinträchtigung beitragen. Ein altersbedingter Rückgang der Neurotransmitter-Spiegel von Acetylcholin, Dopamin, Noradrenalin, Serotonin und Gamma-Aminobuttersäure (GABA) im Gehirn wurden dokumentiert. Andere neurochemische Abnormalitäten, die in den Gehirnen festgestellt wurden, umfassen erhöhte Acetylcholinesterase-Spiegel (verbunden mit einem cholinergischen Abfall), erhöhte Monoaminoxidase B (katalysiert den Abbau von Dopamin mit nachfolgender Bildung von freien Radikalen), erhöhte Liquor-Spiegel, Pyruvat (Salz der Brenztraubensäure und Zwischenprodukt der Stoffwechselwege) und Kalium.

Anzeichen & Checkliste

Die Erkrankung führt zu Bewusstseinsveränderungen, verminderter Reaktionsfähigkeit auf Reize, Lern- und Gedächtnisdefiziten und kann mit zunehmendem Alter auch mit Erregung und Angstzuständen einhergehen. Erste Anzeichen, die in frühen Stadien beobachtet und als kognitiver Abbau bezeichnet werden, können Veränderungen der Aktivität, des Spiels sowie zunehmende Angstzustände umfassen. Katzenbesitzer beschreiben ihre Tiere oft als „senil“. Klinische Anzeichen werden möglicherweise erst Jahre nach dem anfänglichen Verfall bemerkt. Mit der Abkürzung DISHA/DISHAAL können die meisten klinischen Anzeichen in 5 Kategorien eingeteilt werden. Diese können als Checkliste hilfreich sein, wenn der Verdacht einer kognitiven Dysfunktion besteht.

0 = keine; 1 = milde; 2 = mäßige; 3 = schwere Anzeichen

  • D: Desorientierung - Bewusstsein, räumliche Orientierung

  • Bleibt an Objekten hängen oder kann diese nicht umgehen (geht zur falschen Seite der Tür und steckt dort fest).

  • Starrt mit leerem Blick auf Wände oder Boden

  • erkennt vertraute Personen / Haustiere nicht richtig

  • kann sein Essen & Wasser nicht mehr finden

  • Verminderte Reaktion auf akustische oder visuelle Reize

  • erhöhte Reaktivität auf akustische oder visuelle Reize 

  • I: Interaktionen - soziale Beziehungen

  • vermindertes Interesse an Streicheln und Kontakt

  • verringertes Begrüßungsverhalten

  • sucht ständig den Kontakt, ist über anhänglich

  • veränderte Beziehungen zu anderen Haustieren, weniger sozial - reizbar - aggressiv

  • veränderte Beziehungen zu Spielzeugen

  • veränderte Beziehungen zu Menschen, weniger sozial - reizbar - aggressiv

  • S: Schlaf-Wachverhalten - umgekehrter Tag-Nacht-Rhythmus

  • unruhiger Schlaf und nächtliches Aufwachen 

  • zeitliche Desorientierung, inkl. Lautgebung

  • erhöhter Tagesschlaf 

  • H: Hausverunreinigung

  • Kot oder Urin neben dem Katzenklo oder anderen unüblichen Orten (erledigt Toilettengang in seinen Aufenthalts- oder Schlafbereich).

  • Verringerung oder Verlust der Lautgebung, wenn die Katze auf das WC muss (Freigänger)

  • die Katze geht ins Freie, kehrt dann ins Haus zurück und macht dort hin

  • A: Aktivität - verringert

  • vermindertes Interesse an zuvor geliebten Speisen

  • reduzierter Erkundungsdrang - Aktivität - Spiel

  • verminderte Selbstpflege

  • ist weniger bereit, nach unten zu springen

  • springt nur aus niedrigeren Höhen nach oben oder unten

  • zeigt manchmal Anzeichen von Steifheit - ist weniger wendig als zuvor

  • Anzeichen von Lahmheit oder Hinken

  • Hat Schwierigkeiten beim Ein- und Aussteigen (Katzenklappe & Katzenklo) & Treppensteigen

  • A: Aktivität - erhöht / wiederholend

  • wandert ziellos umher

  • schnappt oder leckt Luft

  • leckt den Besitzer / Haushaltsgegenstände ab

  • erhöhter Appetit (isst schneller oder mehr Nahrung)

  • A: Angst

  • grundlose Stimmgebung inkl. verstärkter nächtlicher Aufmerksamkeitsuche, kombiniert mit Unruhe & Erregung

  • Angst vor akustischen oder visuellen Reizen

  • Angst vor bestimmten Oberflächen oder Orten 

  • Angst vor Menschen

  • Trennungsangst

  • L: Lernen und Gedächtnis 

  • Die Fähigkeit, gelernte Aufgaben und Verhaltensweisen auszuführen, ist verringert 

  • verringerte Reaktionsfähigkeit auf bekannte Befehle und Tricks

  • Unfähigkeit oder verlangsamte Fähigkeit neue Verhaltensweisen zu erlernen

Differenzialdiagnose

Verhaltensauffälligkeiten sind oft die ersten oder einzigen gemeinsamen Anzeichen von Schmerz, Krankheit oder kognitivem Abbau. Daher kann das Erkennen der Faktoren eine Herausforderung für die Familie und den Tierarzt darstellen. Ältere Haustiere sind möglicherweise weniger in der Lage, mit Stress umzugehen, wodurch sie anfälliger für Veränderungen in ihrer Umgebung werden (z. B. neue Katze oder Wohnungswechsel). Es ist die Aufgabe des Tierarztes und des Rehabilitationsteams, Schmerzzustände auch bei Patienten mit kognitiver Dysfunktion zu erkennen. Wenn Zweifel bestehen, sollte zunächst eine Schmerztherapie erfolgen. Die Schmerzbewertung, die Reaktion auf Schmerzmittel und das allgemeine Wohlbefinden des Tieres hängen dabei stark von der Einschätzung und Bewertung des Verhaltens des Tieres ab. Ein breites Spektrum an Verhaltensproblemen, die von Vermeidung, verminderter Aktivität und Appetitlosigkeit bis hin zu Reizbarkeit, Ruhelosigkeit und Aggression reichen, kann auf Schmerzen zurückzuführen sein. In der Tat kann jede Änderung gegenüber dem normalen Verhalten und die Entwicklung neuer und abnormer Verhaltensweisen auch auf Schmerzen oder andere Krankheiten zurückzuführen sein. Jeder medizinische Zustand oder Krankheitsprozess, der die mentale Einstellung oder das Verhalten des Tieres beeinflusst, muss daher ausgeschlossen werden.

  • Beweglichkeit: Es kann schwierig sein, zwischen den Anzeichen, die durch kognitive Dysfunktion und solchen, die durch z. B. durch Arthrose verursacht werden, zu unterscheiden. Beide Zustände treten oft bei alten Katzen gleichzeitig auf und viele der Behandlungen für eine Krankheit helfen auch bei der anderen. Wenn die Mobilität beeinträchtigt ist, kann das Haustier zunehmend aggressiver werden und sich zurückziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses an unangebrachten Orten ihre Toilette verrichtet ist erhöht. Ebenso fällt es ihr auch schwerer, sich von Menschen oder anderen Tieren zu entfernen, was die Wahrscheinlichkeit einer defensiven Aggression erhöht.

  • Schmerzen: Arthritis & Zahnerkrankungen können z. B. zu erhöhter Reizbarkeit, Angstzuständen und veränderter Reaktion führen. Ältere Katzen möchten möglicherweise nicht mit ihrer Familie interagieren. Dies kann sich negativ auf die Haustier-Besitzer-Beziehung auswirken. Wenn Schmerzen nicht erkannt und / oder nicht behandelt werden (können), kann dies ein Risikofaktor für die Rehabilitation oder ein Fall für die Sterbehilfe sein.

  • Harn- oder Stuhlverunreinigungen: Krankhaft gesteigerter Durst und Urinausscheidung - Erkrankungen, die mit damit einhergehen, wie Diabetes mellitus, Cortisolüberschuß oder chronisches Nierenversagen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die alte Katze nachts die Wohnung verschmutzt oder seine Besitzer weckt, um nach draußen gelassen zu werden.

  • Appetitwechsel: Ein verändertes Fressverhalten kann viele Gründe haben wie z.B. Stoffwechselstörungen, Schmerzen etc.

  • Krankheiten: Hormonelle Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion können zu Verhaltensänderungen führen, die von Schlafsucht bis Aggression reichen, während ein Cortisolüberschuss mit veränderten Schlaf-Wach-Zyklen, Keuchen und Fresssucht einhergehen kann. Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen kann zu erhöhter Reizbarkeit & Aktivität führen.

  • Interaktion: Eine Beeinträchtigung des Seh- oder Gehörvermögens kann zu einer verminderten Reaktionsfähigkeit oder erhöhten Reaktionsfähigkeit auf Reize führen. Organversagen, Tumore, Immunerkrankungen und Krankheiten die das ZNS oder dessen Kreislauf betreffen können ebenfalls das Verhalten/Interaktion mit Bezugspersonen verändern.

  • Medikamente: Einige Mittel können ebenfalls die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Tiere Verhaltensprobleme zeigen. Zum Beispiel können Kortikosteroide (Steroidhormone) mit erhöhtem Appetit, Harnausscheidung, Ruhelosigkeit und Reaktivität auf Reize einhergehen, was die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, dass ein Tier problematische Verhaltensweisen aufweist, einschließlich Hausverschmutzung, umherwandern, auf- und abgehen sowie Aggressionen gegen den Besitzer oder andere Haustiere.

  • Neurologische- und Durchblutungsstörungen: Medizinische Probleme, die das zentrale Nervensystem (z. B. Hirntumore) oder das Kreislaufsystem (z. B. Bluthochdruck) betreffen, können zu einem geistigen Abbau führen.

Diagnose

Körperliche Fehlbildungen, die insbesondere bei kognitiven Dysfunktionen auftreten, sind nicht bekannt. Die Diagnose beruhte zunächst auf Symptomen, die durch die Abkürzung DISH/DISHAA/DISHAAL dargestellt wurden und der Ausschluss anderer Erkrankungen. Bei Katzen ist eine gründliche Anamnese inkl. Erfragung der Verhaltensgeschichte erforderlich. Zu beachten ist auch, das die kognitive und motorische Leistungsfähigkeit bei Katzen grundsätzlich ab einem Alter von etwa 10 bis 11 Jahren abzunehmen scheint.

Labor & Co.

Auch bei dieser Erkrankung sind komplette Blutbild, Biochemie, Urinanalyse & andere Laboruntersuchungen normal und eignen sich nicht zur Diagnose. Endoskopie, Radiografie, Ultraschall und andere spezielle diagnostische Verfahren eignen sich bestenfalls, um andere Ursachen auszuschließen. Der BAER-Hörtest und eine augenärztliche Untersuchung können angebracht sein, wenn eine sensorische Dysfunktion vermutet wird.

Bildgebung

Bildgebende Verfahren werden hauptsächlich verwendet, um eine organische / strukturelle Ursache auszuschließen. Mit der CT oder MRT-Bildgebung des Gehirns wird normalerweise ein Teil der diagnostischen Aufarbeitung durchgeführt und sollte idealerweise Bestandteil des Diagnoseplans für Katzen mit kognitiver Dysfunktion sein. Vor allem, wenn bei der neurologischen Untersuchung Abnormalitäten auftreten oder wenn der Beginn plötzlich beginnt, sind diese Maßnahmen sinnvoll. Bei langsam fortschreitender Erkrankung ist ihr diagnostischer Wert eher untergeordnet.

Die MRT kann bzgl. einer kognitiven Dysfunktion normal sein, jedoch altersbedingte Veränderungen wie Gehirnatrophie, Ventrikelvergrößerung, erweiterte und gut abgegrenzte Hirnfurchen, Schäden in den medialen Temporallappen der Großhirnrinde  sowie diffuse und gestreute Bereiche der T2-Hyperintensität (heller) in der weißen Substanz - die sich in der Nähe von Ventrikeln befindet aufdecken.

Tiere mit kognitiven Funktionsstörungen haben zwar möglicherweise ein erhöhtes ventrikuläres Volumen und eine allgemeine Abnahme der Hirnmasse, doch reichen diese Befunde allein nicht für eine Diagnose. Die verstärkte Ablagerung von β-Amyloid kann auf den Schweregrad der kognitiven Dysfunktion hindeuten. Allerdings stehen die entsprechenden Tests nur für Proben von verstorbenen Katzen in Speziallaboren zur Verfügung.

Behandlung

Wie bei der menschlichen Alzheimer-Krankheit gibt es auch bei der kognitiven Dysfunktion keine Heilung. Ob die Pflege allein zu Hause oder nur gemeinsam durchführbar ist, hängt von der Art bzw. dem Schweregrad ab. Je früher diese Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser gelingt es den Fortschritt zu verlangsamen und/oder Komplikationen zu vermeiden. Die Symptome sind im Allgemeinen fortschreitend und tödlich. Es gibt mehrere vorgeschlagene therapeutische und vorbeugende Ansätze, mit unterschiedlichen Wirksamkeitsnachweisen bzgl. der Verbesserung von kognitiver Funktion und / oder Verfalls einhergehen. Diese Behandlungen umfassen eine Vielzahl von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmittel. Informationen über die Wirksamkeit solcher alternativer Anwendungen sind hauptsächlich informelle Einzelberichte bzw. Hörensagen. In Anbetracht der Gesundheit und des kognitiven Status des Haustieres muss der Besitzer über die Einschränkungen hinsichtlich dessen, was erreicht werden kann, informiert werden. Unrealistische Erwartungen stellen unnötigen Stress für Katze und Besitzer dar - Stress ist für die kranke Katze buchstäblich tödlich.

Medikamente

L-Deprenyl (Selegilin): Es wurde behauptet, dass die orale Verwendung die kognitive Funktion verbessert und das Fortschreiten der Erkrankung bei der Mehrzahl der Katzen verlangsamt. Der Grad der Reaktion, die bei den Patienten erreicht wird, ist jedoch sehr unterschiedlich. Vereinzelt wird vermutet, dass L-Deprenyl seine vorteilhaften Wirkungen im Gehirn ausübt, indem es das dopaminerge Gleichgewicht wieder herstellt, den Katecholamin-Spiegel erhöht und schädliche freie Radikale schädigt. Die meisten Katzen zeigen innerhalb des ersten Monats eine positive Reaktion. Trotz positiver Reaktionen auf Selegilin gibt es einige Hinweise darauf, dass dieses Medikament keinen signifikanten Einfluss hat. Die klinischen Studien zur Wirksamkeit, die den Einsatz von Selegilin bei kognitiver Dysfunktion unterstützen, basieren in erster Linie auf der Antwort der Besitzer auf Fragebögen und nicht auf standardisierten vergleichenden kognitiven Testverfahren für behandelte und unbehandelte Patienten. Ein weiterer Grund ist, das Selegilin durch Erhöhung des Gehalts an Catecholamin im Gehirn eine unspezifische geringe Hyperaktivität erzeugen kann. Dieses kann bei den Besitzern zu der irrtümlichen Annahme führen, das sich der kognitive Status ihrer Katze verbessert hat. Daher ist die beobachtete >Reaktion< nicht wirklich repräsentativ.

Kontraindikationen: Selegilin sollte nicht gleichzeitig mit MAO-Inhibitoren wie Amitraz, Betäubungsmitteln/alpha-adrenergen Mitteln wie Phenylpropanolamin und Ephedrin, selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern (z. B. Fluoxetin) oder tricyclischen Antidepressiva (z. B. Clomipramin) verwendet werden. Nach der Verabreichung der meisten trizyklischen Antidepressiva und 6 Wochen nach der Einnahme von Fluoxetin sollte vor dem Beginn der Selegilin-Behandlung eine 2-wöchige Ausschleichung erfolgen.

Medikamente, die bei Menschen zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit zur Verstärkung der cholinergen Übertragung (Synapsen) eingesetzt werden, könnten nützlich sein, jedoch wurden die Dosen und die Pharmakokinetik für Katzen nicht bestimmt. Erwähnt wurde auch die Verbesserung des noradrenergen Systems mit Medikamenten wie Adrafanil und Modafinil zur Verbesserung der Wachheit und des Erkundungsdrangs. Verhaltensänderungen insbes. Angstzustände können durch die Verwendung von Arzneimitteln wie Gabapentin, Pregabalin, Buspiron, Fluoxetin und Benzodiazepinderivate gelindert werden. Nicer-Golin & Propentofyllin sind Wirkstoffe, die theoretisch die kognitive Funktion verbessern können, indem sie die Durchblutung des Gehirns verbessern. Es gibt jedoch auch hier wenig bis keine Beweise für die Wirksamkeit dieser beiden Medikamente.

Vorsichtsmaßnahmen: Es sollten Medikamente gewählt werden die wenig sedieren und mit wenigen Nebenwirkungen verbunden sind. Beachtet werden müssen unbedingt Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

alternative Mittel

Für die Behandlung von kognitiver Dysfunktion wurde eine große Anzahl alternativer Therapien vorgeschlagen, mit dem Hauptziel, die Katze zu beruhigen, Angstzustände zu reduzieren und den Schlaf- / Wachzyklus zu normalisieren. Dazu gehören Melatonin, Baldrianwurzel, Pheromon und ätherische Lavendelöle. Der Nachweis für die Wirksamkeit all dieser Mittel ist weitgehend unerbracht. Natürliche Nahrungsergänzungsmittel können helfen, den Schlaf-Wach-Zyklus zu normalisieren oder Angstzustände zu reduzieren (z. B. Alpha-Casozepin, Harmonease, Adaptil und Feliway).

Diät und Nahrungsergänzungsmittel: Obwohl noch nicht bei Katzen untersucht, gibt es mehrere natürlich vorkommende sekundäre Pflanzenstoffe, die anti-amyloidogene, antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen. Dazu gehören Resveratrol (Weinreben, Rotwein und Beeren), Curcumin (ein Gewürz, das in verschiedenen indischen Lebensmitteln verwendet wird) und Catechin (im grünen Tee enthalten). Ergänzungsmittel die Phosphatidylserin enthalten, haben vereinzelt Hinweise auf Wirksamkeit gezeigt. Bei Katzen zeigten SAMe und eine Diät, die Fischöl, Arginin und Antioxidantien enthielt, eine positive Wirkung. Ein Nahrungsergänzungsmittel das die Vitamine B6 und E und Ginkgo Biloba, Apoaequorin und SAMe beinhaltete, hat einige Hinweise auf Wirksamkeit gezeigt. ... Prescription Diet B / D verbessert nachweislich das Gedächtnis, die Lernfähigkeit und die klinischen Anzeichen bei Syndromen von kognitiven Funktionsstörungen - nicht Dysfunktion. Die Diät wird ergänzt durch Antioxidantien wie die Vitamine E und C, Selen, Beta-Carotin sowie Flavonoide und Carotinoide in Form von Obst und Gemüse, Omega-3-Fettsäuren sowie Carnitin und Liponsäure, die die Mitochondriengesundheit verbessern können. Solange keine spezielle neue therapeutische Diät erforderlich ist, sollte eine bereits bestehende und erprobte, beibehalten werden.

Vorsichtsmaßnahmen: Beachtet werden müssen mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

Meinung: Wenn ein Tierarzt bei Ihrer Katze eine kognitive Dysfunktion festgestellt hat, bleiben bestenfalls noch 1 bis 2 Jahre. Das gilt allerdings nur für eine medizinisch nachgewiesene wirksame symptomatische Behandlung durch Fachleute. Die aufgezählten alternativen Mittel sind wahrscheinlich wirkungslos. Viele ältere Katzen haben zudem unterschiedliche, teilweise unentdeckte Erkrankungen. Die Gefahr ein kontraproduktives Mittel zu erwischen, insbesondere bei der Verabreichung von anderen Medikamenten ist erhöht. Deshalb meine Bitte zum Wohle der verbleibenden Zeit: Bei ernsten Erkrankungen niemals Selbstversuche durchführen! 

Nachbehandlung, Pflege & allgemeiner Umgang

Wenn ein Arzneimittel oder eine Diät angewendet wird, sollte das Ansprechen auf die Therapie nach 30–60 Tagen bewertet und die Dosis angepasst oder die Behandlung geändert werden. Die Kontrolle normaler altersbedingter, als auch krankhafter Veränderungen sollte min. einmal jährlich bei Katzen ab 10–12 Jahren durchgeführt werden. Katzenbesitzer mit älteren Tieren erwähnen Verhaltensänderungen während Tierbesuchen nicht immer, deshalb sollten diese gezielt darauf angesprochen werden.

  • Behalte so viel Bewegung, Spiel, Training und andere tägliche Routinen bei, wie es für das Alter und die Gesundheit des Tieres möglich ist. Es hat sich gezeigt, dass die Aufrechterhaltung der geistigen und körperlichen Stimulation das Fortschreiten des kognitiven Verfalls verringert bzw. verlangsamt.

  • Je nach Status kann eine lebenslange und kontinuierliche symptomatische Behandlung inkl. Medikation erforderlich sein.

  • Änderungen der Gesundheit oder des Verhaltens der Katze sollten sofort mit dem Tierarzt besprochen werden, da dies auf kognitive Störungen oder das Auftreten neuer Gesundheitsprobleme zurückzuführen sein kann.

Prognose

Die Prognose für kognitive Dysfunktionen ist gesichert. Die meisten betroffenen Katzen werden innerhalb von 18 bis 24 Monate nach Beginn der klinischen Anzeichen entweder aufgrund fortschreitender kognitiver Beeinträchtigung oder aufgrund von anderen medizinischen Problemen euthanasiert.