Vergiftungen bei Katzen: Harnwege, Verdauungstrakt & Mund

 

Harnwege | Anatomie & Physiologie

Das Harnsystem von Katzen besteht aus Nieren, Harnleitern, Blase und Harnröhre. Die Funktion des Harnsystems besteht darin, Blut zu filtern, wichtige Nährstoffe zu absorbieren und Stoffwechselabbauprodukte in Form von Urin auszuscheiden. Die Nieren regulieren die Menge des reabsorbierten und ausgeschiedenen Wassers, halten den pH-Wert des Blutes aufrecht und steuern die Konzentration von Elektrolyten (Na, K, Ca und Cl), Proteinen und Hormonen im Blut. Darüber hinaus geben sie Hormone ab, die den Blutdruck, den Wasserhaushalt, die Produktion roter Blutkörperchen und den Kalziumhaushalt regulieren und tragen rund 25 % zur Herzleistung bei. 

Hauptteile der Niere

  • Nierenrinde (Cortex renalis) - äußere Schicht mit 90 % des Blutflusses.

  • Nierenmark (Medulla renalis) - im Innern mit 6% - 10 % des Blutflusses.

  • Nierenpapille (Papilla renalis) - die pyramidenförmige Spitze des Nierenmarks in den Nierenlappen mit 1 % - 2 % des Blutflusses.

Die kleinste Funktionseinheit der Niere ist das Nephron, das sich aus einem Gefäß- & Nervenknäuel (Glomerulus), proximalem (zur Körpermitte hin) & distalem (von der Körpermitte weg) Nierenkanälchen (Tubulus), Henle-Schleife und Sammelrohr zusammensetzt. Der Glomerulus besteht aus einem Büschel Endothelzellen - mit Aussparungen und Verknüpfung von Blut- & Lymphgefäßen und Nerven - die einen Filter für das Blut bilden. Das Filtrat fließt anschließend in den Bowmanschen Raum, der den Glomerulus umgibt und in die proximalen Nierenkanälchen vordringt.

Die Nierenkanälchen resorbieren 60 % bis 80 % der gefilterten gelösten Stoffe, einschließlich Wasser, Elektrolyte, Glukose, Aminosäure, Peptide und organische Säure. Im Nierenmark spielen die Henle-Schleifen eine wichtige Rolle bei der Urinkonzentration und der Aufrechterhaltung des Elektrolythaushaltes im Blut.

Das Filtrat gelangt dann in Sammelkanäle, die die Ausscheidungsraten von Elektrolyten und Harnstoff steuern sowie den Säure- / Basen- und Wasserhaushalt aufrechterhalten. Die Nierenpapille entleert den Urin durch das Nierenbecken in die Harnleiter. Von den Harnleitern gelangt der Urin in die Blase, wo er gelagert wird, bis er durch die Harnröhre ausgeschieden wird. Die Nierenfunktion wird weitgehend durch die Konzentration von Harnstoff-Stickstoff (BUN) und Kreatinin im Blut gemessen. Aufgrund der Reservekapazität der Niere müssen etwa 50 % - 75 % der Nephrone beschädigt werden, bevor diese Werte deutlich ansteigen (Azotämie).

Ursachen einer Azotämie

Die Feststellung, ob die Azotämie prärenal, renal oder postrenal ist, ist für die Diagnose und therapeutische Behandlung wichtig.
  • Prärenale Azotämie ist am häufigsten die Folge einer Dehydratation und tritt ohne Niereninsuffizienz auf. 
  • Renale Azotämie wird durch Nierenfunktionsstörungen verursacht, die im Allgemeinen auf Verletzungen durch infektiöse, metabolische, toxische oder neoplastische Prozesse zurückzuführen sind.
  • Postrenale Azotämie ist normalerweise mit einer Behinderung des Harnabflusses (z. B. Blasensteine) verbunden, was zu einem Gegendruck des Urins in der Niere führt, der die glomeruläre Filtration verringert.

Azotämie + weitere Symptome einer Niereninsuffizienz = Urämie

  • Erbrechen

  • Magen-Darm Blutungen

  • Magenentzündung (Gastritis)

  • stark verringerte Harnausscheidung (Oligurie)

  • Ausbleiben der Urinausscheidung (Anurie)

  • stark vermehrte Urinausscheidung (Polyurie)

Harnwege | Mechanismus

Im Rahmen einer Vergiftung der Nieren kommt die Schädigung der Nierenkanälchen am Häufigsten vor. Eine Verletzung der Kanälchen beeinträchtigt die Wasser- und Reagensabsorption, was zu verdünntem Urin aufgrund des Konzentrationsverlusts sowie zum Austritt von Aminosäuren, Glukose, Peptiden und anderen gelösten Stoffen in den Urin führt. Eine stark vermehrte Urinausscheidung tritt auf - es sei denn, die Nierenkanälchen werden durch eigenes Epithel (oberste Zellschicht), Kristalle, Pigmente oder andere Ablagerungen verstopft. In diesen Fällen kann die Urinausscheidung eingeschränkt sein oder ganz ausbleiben. Wenn Verstopfungen auftreten, wirkt ein erhöhter Röhrendruck dem Gewichtsdruck im Glomerulus entgegen, was zu einer weiteren Abnahme der glomerulären Filtration führt. Ein Nephron mit geschädigten Kanälchen kann dazu führen, das Filtrat im systemischen Kreislauf versickert und dadurch zur Azotämie beitragen - BUN und Kreatinin gelangen aus den beschädigten Nierenkanälchen erneut in den Blutstrom.

Ursachen für die Schädigung der Nierenkanälchen (Tubuli)

  • Direkte Schädigung der obersten Zellschicht durch ein Gift oder eines seiner Stoffwechselprodukte (Metaboliten).

  • Giftstoffe wie Blei, Arsen, Aminoglykosid-Antibiotika und viele Krebsmedikamente verursachen eine direkte Schädigung der obersten Zellschicht der Nierenkanälchen. Das Epithel enthält, insbesondere in den proximalen Kanälchen, hohe Mengen an metabolischen Enzymen, die einige im Filtrat enthaltene Verbindungen entgiften können. Andere Verbindungen (z. B. Diquat, Acetaminophen) können durch dieselben Enzyme zu toxischen Metaboliten werden und führen zu einer Schädigung der obersten Zellschicht. Pigmente wie Hämoglobin (aufgrund einer Zinkvergiftung) oder Myoglobin (Muskelprotein & Muskelfarbstoff) wirken sich auch direkt auf das Epithel aus.

  • Mechanische Verstopfung 

  • Einige Giftstoffe führen zur Ausfällung von Kristallen im Urin, wenn das Filtrat konzentrierter wird. Überdosierungen von Medikamenten wie Penicilline, Cephalosporine und Acyclovir können zu vorübergehender Kristallurie führen. Diese kann leichte Schäden der obersten Zellschicht verursachen, die aber in der Regel umkehrbar sind. Verengung/ Verstopfung der Kanälchen durch Kalziumoxalatkristalle ist eine der Hauptursachen bei einer Vergiftung mit Ethylenglykol. Die direkte Epithelverletzung aufgrund einer krankhaften Übersäuerung (Azidose) trägt jedoch auch zu Schäden bei, die bei der Ethylenglykoltoxikose beobachtet werden.

  • Mineralisierung der Basalmembran.

  • Einige Toxikosen (z. B. Cholecalciferol-Rodentizid) gehen einher mit Kalziumablagerungen und erhöhtem Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) - dieser kann auch die Folge einer Urämie sein. Die Mineralisierung der Basalmembran, innerhalb der Epithelzellen und der Nierenblutgefäße (die den Blutfluss behindern) führt zur Degeneration und Nekrose der obersten Zellschicht der Nierenkanälchen und zur Verringerung der Regenerationsfähigkeit.

  • Verminderte oder aufgehobene Gewebedurchblutung (Ischämie) aufgrund einer Gefäßverengung der Nierenblutgefäße.

  • Wirkstoffe, die eine Gefäßverengung verursachen, können die glomeruläre Filtration behindern und zu einer ischämischen Schädigung der Nierenkanälchen führen. Die Nierenpapille ist besonders anfällig für eine ischämische Verletzung, da sie normalerweise nur 1 % des gesamten Nierenblutflusses aufnimmt - aber auch Teile des Nephrons können betroffen sein. Nichtsteroidale entzündungshemmende Arzneimittel (NSAIDs, z. B. Ibuprofen, Aspirin, Phenylbutazon) senken den Prostaglandinspiegel (Gewebehormone) in der Niere, verringern die prostaglandinvermittelte Gefäßerweiterung und führen zu Gefäßverengungen. Andere Mittel (z. B. das antimykotische Amphotericin B) leiten die Verengung durch direkte Wechselwirkung mit Nierenarterien ein.

Harnwege | Auswirkungen

akutes & chronisches Nierenversagen

Manche Gifte können eine Niereninsuffizienz verursachen, die je nach Giftstoff, Dosis und Dauer der Aussetzung (Exposition) zu akutem (ANV) oder chronischem Nierenversagen (CNV) führen. ANV ist oft das Resultat der Aussetzung gegenüber einer relativ hohen Dosis eines Toxins, was zu einem plötzlichen Verlust der Nierenfunktion führt, wohingegen CNV eher schleichend auftritt und durch wiederholte Vergiftungen verursacht wird. Die CNV kann aber auch das Fortschreiten einer akuten Erkrankung wiedergeben. Patienten mit CNV passen sich oft an ihre Nierenerkrankung an und können trotz hoher BUN- und Kreatininwerte über längere Zeit ein normales Erscheinungsbild aufrechterhalten (kompensierte CNV). Im Allgemeinen weisen diese Patienten eine stark erhöhte Urinausscheidung (Polyurie) auf und sind in der Lage, sich selbst zu regenerieren, sofern sie in der Lage sind Flüssigkeitsverluste auszugleichen. Bei fortschreitender Nierenerkrankung oder plötzlicher Änderung des Flüssigkeitsstatus können diese Patienten jedoch plötzlich entgleisen und klinische Symptome aufweisen, die denen eines ANV-Patienten ähneln.

Stoffe, die dauerhafte Schäden von Nieren & Blase bewirken können

Nephrose (Degeneration der Nierenröhrchen und Nekrose)

  • NSAIDs
  • Cyclophosphamid
  • Phenobarbital
  • Phenytoin
  • Sulfonamide
  • Ketoconazol

Mineralisierung

  • Aflatoxin
  • Eisensalze
  • organisches Arsen
  • weißer Phosphor

Verletzung der Nierenrinde

  • Cisplatin
  • Hexachlorophene

Blasenverletzung

  • Cisplatin
  • Hexachlorophene

Eine Katze kann aufgrund ihrer Genetik, Alter, Gesundheit oder Medikamenten mehr oder weniger anfällig für Nierenschäden sein. Die Niere ist durch den hohen Blutfluss und Stoffwechselaktivität sowie der Konzentration von Stoffwechselabbauprodukten besonders anfällig für toxische Schäden. Während die Nierenrinde und proximale Nierenröhrchen (Tubuli) großen Mengen von durch Blut übertragenen Giftstoffen ausgesetzt sind, sind die distalen Bereiche des Nephrons und unteren Harntraktes Giftkonzentrationen über einen längeren Zeitraum als Folge der Ansammlung im Tubuluslumen ausgesetzt. Gifte können Schäden der Nierenrinde verursachen, was zur Abnahme der Filtration und Azotämie führt oder aber die "Porengröße" des glomerulären Filters erhöht, wodurch Proteine in den Urin gelangen. Nierengifte die die Nierenrinde betreffen sind bei Tieren selten. Ihre relativ hohe metabolische Aktivität, ihr hoher Gehalt an metabolischen Enzymen und ihre Nähe zum glomerulären Filtrat machen die proximalen Nierenkanälchen anfälliger für ein breiteres Spektrum von Giftstoffen als der Rest des Nephrons.

Bei Haustieren sind die proximalen Nierenkanälchen am häufigsten von Toxinen betroffen, obwohl die Verteilung der Schäden je nach Gift variieren kann. In Nephronen, die eine Degenerationsnekrose durchmachen, schwellen betroffene Zellen der Kanälchen erst an, um danach zu schrumpfen. Zellreste aus den geschädigten Nierenkanälchen manifestieren sich als Granulat im Urinsediment. Schäden an der Nierenpapille können die Henle-Schleifen stören, was zu einem Verlust der Urinkonzentrationsfähigkeit sowie zu Elektrolytstörungen führt. Toxische Schäden der distalen Bereiche des Harntrakts, wie Nierenbecken, Harnleiter, Harnröhre und Blase, sind relativ selten. Die schnelle Spülung des Urins durch das Becken, die Harnleiter und die Harnröhre erklärt ihre relative Resistenz gegen toxikologische Verletzungen. Die Harnblase ist, weil sie Urin speichert, gelegentlich mit Syndromen in Verbindung gebracht worden, die von Giftstoffen herrühren wie z. B. eine Cyclophosphamid (Zytostatikum)-induzierte Blasenentzündung.

Harnwege | Heilungsmöglichkeiten & Prognose

Da sich ein Großteil des Nephrons aus Epithelzellen zusammensetzt, besteht die Möglichkeit einer zellulären Regeneration, vorausgesetzt, die röhrenförmige Basalmembran ist intakt geblieben und es sind ausreichend verbleibende Epithelzellen vorhanden. Die Regeneration der obersten Zellschicht der Nierenkanälchen ist meist innerhalb von 3 Tagen sichtbar, aber es kann bis zu 3 Wochen dauern, bis sich die Kanälchen wieder normalisiert haben, und weitere Wochen bis zur vollständigen Wiederherstellung der Nierenfunktion. Die Nierenrinde neigt dazu, weniger gut zu heilen - eine dauerhafte Funktionsunfähigkeit kann die Folge sein.

Verdauungstrakt | Einleitung

Die Diagnose einer Vergiftung des Verdauungstraktes ist schwierig, da bei Katzen zahlreiche Erkrankungen auftreten, die gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, übermäßige Speichelproduktion, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall verursachen können. Bei einer Katze mit diesen Symptomen ist die Liste der möglichen Differenzialdiagnosen daher lang und nicht leicht eingrenzbar. Auch wenn eine unmittelbare Antwort nicht möglich ist, sollte die Differenzialdiagnose sorgfältig abgearbeitet und eine vorschnelle Diagnose (Vergiftung) vermieden werden. Denkbare Ursachen sind infektiöse, entzündliche, metabolische, ernährungsbedingte, neoplastische und mechanische Erkrankungen (Fremdkörper). In der folgenden Tabelle sind Toxine enthalten, die sich hauptsächlich auf den Magen-Darm-Trakt auswirken. Viele Substanzen, die den Verdauungstrakt schädigen, bewirken eine Erosion oder Geschwürbildung (Ulzeration) des Gewebes. Erosion ist der Verlust der Funktion der Schleimhautschicht (Epithelschicht). Geschwüre treten auf, wenn die Schäden tiefer in das Gewebe reichen und Blutgefäße und Gewebe der Schicht zwischen Schleimhaut- & Muskelschicht (Submucosa) betreffen. Bei der Perforation handelt es sich um einen Defekt der Magen-Darmwand, der zu einem Austritt der aufgenommen Nahrung in das Brustfell oder die Bauchfellhöhle führt.

Reizung (Überempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen)

  • Haushaltsbleichmittel sind reizend; industrielle/kommerzielle auch ätzend

  • Borsäure - Ameisenköder, Boraxpulver

  • (Sago)palmfarn - oft Leberschäden

  • Reinigungsmittel - Haushaltsreiniger, Shampoos und Seifen

  • Düngemittel - zusätzliche Inhaltsstoffe (z. B. Insektizide, Herbizide) können weitere Risiken darstellen

  • Kohlenwasserstoffe / Mineralölerzeugnisse - Gefahr der Aufnahme von flüchtigen Kohlenwasserstoffen

  • geschmolzenes Eis - ätzende Verletzung

  • unlösliches Kalziumoxalat (Pflanzen) - u. a. Kolbenfaden (Aglaonema), Pfeilblätter (Alocasia), Zehrwurz (Colocasia), Flamingoblumen (Anthurium), Kobralilien (Arisaema), Aronstab (Arum), Kaladien (Caladium), Zantedeschien (Calla), Dieffenbachien (Dieffenbachia), Efeutute (Epipremnum/ Scindapsius), Fensterblatt (Monstera), Philodendron (Philodendron), Scheidenblatt (Spathiphyllum), Stinkkohl (Symplocarpus), Purpurtute (Syngonium), Tannia (Xanthosoma)

  • Zierzwiebeln - u. a. Amaryllis (Amaryllus), Krokus (Crocus), Hyazinthe (Hyacinthus), Iris/Schwertlilie (Iridaceae), Narzisse (Narcissus), Tulpen (Tulipa)

  • Zink - Eurostücke (kann auch eine Auflösung der roten Blutkörperchen verursachen), Zinkoxidsalben

Ätzung (ähnlich wie bei Reizung, zusätzlich sind Verbrennungen in Mund, Rachen oder Speiseröhre; Magengeschwüre, Bluterbrechen, Teer- oder Blutstuhl möglich)

  • Säuren - Auto- / Bootsbatterien, Abfluss frei, Ofenreiniger, Ätzmittel, Gewehrreiniger, Desinfektionsmittel für Schwimmbecken, Rostentferner

  • Alkalien - wasserfreier Kalk, Zement, Abfluss frei, Weichspüler, industrielle Bleichmittel, flüssige Geschirrspülmittel, phosphatarme Waschmittel, Chemikalien für Schwimmbecken

  • Batterien - enthalten Säure; Alkali- und Knopfbatterien enthalten Alkali.

  • Kalziumchlorid (Kältemischungen) - geschmolzenes Eis wirkt ätzend auf den Magen-Darm-Trakt & die Haut.

  • kationische Reinigungsmittel - Desinfektions- & Sanitärmittel, Poolalgizide

  • ätherische Öle - konzentrierte Formen können ätzend sein

  • Phenole - Konzentrationen <5 % sind ätzend; geringere Konzentrationen finden sich in Haushaltsreinigern, Halsschmerzmitteln, Gurgellösungen, Salben und Mundspülungen

Epithelialzellnekrose (blutende Magenentzündung, ± Schleimhautfetzen)

  • 5-Fluorouracil äußerliche Behandlungen bei Hautkrebs & Hautkrankheiten (Dermatosen)

  • Paternostererbe/Paternosterbohne (Abrus precatoris) - Beschädigung der Samenhülle z. B. durch Kauen ermöglicht die Freisetzung von Toxin

  • Colchicin - pharmazeutische Verwendung, Zeitlosen (Colchicum & Gloriosa)

  • Ätzmittel - siehe oben.

  • Eisensalze & pulver - Vitamine, Dünger, Handwärmer

  • Methotrexat - Analogon der Folsäure, Medikamente gegen rheumatoide Arthritis, Krebstherapie

  • Quercus spp. (Eiche) - Tannine (pflanzl. Gerbstoffe) 

  • Ricinus communis (Rizinus) - Beschädigungen der Samenhülle z. B. durch Kauen ermöglicht die Freisetzung von Toxinen.

  • Zierzwiebelpflanzen - u. a. Amaryllus, Crocus, Hyacinthus, Iridaceae, Narcissus, Tulipa 

  • Zink - Eurostücke (kann auch eine Auflösung der roten Blutkörperchen verursachen), Zinkoxidsalben

beeinträchtigte Nährstoff- oder Wasseraufnahme (Gewichtsverlust, Austrockung)

  • Cadmium - hemmt die Kalziumaufnahme, verändert den Fett- und Eiweißstoffwechsel

  • Ethanol - reduziert die Aufnahme von B-Vitaminen und Kohlenhydraten

  • Abführmittel - erhöht die gastrointestinale Transitzeit, was zu einer geringeren Zeit für die Nährstoffaufnahme führt; osmotische Abführmittel können die freien Wasservorräte des Körpers verringern

veränderte Schleimhautdurchblutung (führt zu gastrointestinalen Blutungen)

  • Arsen schädigt das Endothel der Magen-Darm-Schleimhaut und verursacht dort Blutungen

  • Cadmium - hemmt die Prostaglandinbildung (Lokalhormone), was zu einer Verringerung des Blutflusses führt

  • NSAIDs - hemmen die Prostaglandinbildung, was zu einer Verringerung des Blutflusses führt

Hypomotilität (Verstopfung, Darmverschluss/Darmlähmung)

  • Opioide - verringern die Magenentleerung und die Kontraktilität des Darms 

Hypermotilität (wässriger Durchfall, ± Blut)

  • Organophosphor- oder Carbamat-Insektizide führen zur Überstimulation cholinerger Rezeptoren - dadurch verstärkte Kontraktion der glatten Muskulatur

Magen & Darm

Giftige Substanzen können durch verschiedene Mechanismen eine Schädigung bewirken.
  • Irritationen können durch Kohlenwasserstoffe, Haushaltsreiniger und unlösliche kalziumoxalathaltige Pflanzen auftreten. Diese verursachen lokale Reizungen, die zu Übelkeit, vermehrtem Speicheln, Erbrechen und / oder Durchfall führen. Sie werden jedoch nicht stark resorbiert und systemische Anzeichen sind dadurch begrenzt.

  • Flüchtige Kohlenwasserstoffe wie Benzin können bei Erbrechen eingeatmet werden, was zu einer Lungenentzündung führen kann. Starkes Erbrechen, das durch diese Substanzen verursacht wird, kann zum Reißen der Magenblutgefäße und blutigem Erbrechen führen.

  • Verätzungen, die Erosion, Geschwüre und / oder Perforationen des Magen-Darm-Trakts bewirken, können durch Einnahme von Säuren oder Laugen wie z. B. einer auslaufenden Alkalibatterie ausgelöst werden - was zu Blutungen führt.

  • Substanzen, die die Blutzufuhr Magen-Darm-Schleimhaut verändern wie z. B. nichtsteroidale Entzündungshemmer und Arsen, können durch Sauerstoffmangel im Gewebe Läsionen verursachen - was zu Nekrose, Geschwürbildung und / oder Perforation führt.

  • Gifte, die die schnell teilenden Zellen der Schleimhautkrypten schädigen wie z. B. Colchicin und 5-Fluorouracil, können zum Abflachen der Zwölffingerdarm-Zotten (Zottenatrophie) und Verlust der Aufnahmefähigkeit des Magen-Darm-Trakts führen. Diese Verletzung wird vereinzelt als radiomimetisch bezeichnet, da die Schäden denen von ionisierender Strahlung ähneln.

  • Einzelne Toxine verändern die Aufnahme von Wasser oder Nährstoffen, ohne dass es zu auffälligen Störungen des Magen-Darm-Gewebes kommt. Cadmium beispielsweise verändert die Resorption von Kalzium aus dem Magen-Darm-Trakt, während Verbindungen mit abführender Wirkung wie z. B. Kohlenwasserstoffe (hohe Viskosität), aufgrund einer schnellen Durchgangszeit zu einer verringerten Nährstoffabsorption & erhöhtem Wasserverlust, aufgrund von Durchfall führen.

  • Andere Giftstoffe können die Bewegungsfähigkeit durch Veränderung der neuromuskulären Aktivität des Gastrointestinaltrakts verringern (Opioide) oder erhöhen (Organophosphor-Insektizide).

Mundhöhle

Die häufigsten toxischen Schäden der Mundhöhle entstehen durch direkte Reizung oder Korrosion. Reizstoffe wie unlösliche Kalziumoxalatkristalle bewirken Beschwerden und evtl. leichte rötliche Entzündungen - beeinträchtigen jedoch nicht die Funktion der Mundschleimhaut. Ätzende Substanzen wie Säuren, Laugen, waschaktive Substanzen verursachen chemische Verätzungen im Mundhöhlengewebe, die zu starken Schmerzen, erheblichen Gewebeschäden und evtl. zur Ablösung von Gewebe z. B. bei der Zunge führen können. In schweren Fällen treten auch Schäden des Rachens und / oder der Speiseröhre auf.