Tierquälerei: Theorien & Hypothesen

Tiermisshandlung und menschliches Verhalten 

Menschen interagieren seit Jahrtausenden mit Tieren. Sie ernähren sich von Ihnen, lassen sich unterhalten, bei Behinderungen helfen, dienen zur Unterstützung beim Viehhüten/Jagd, bei Strafverfolgung/militärischen Optionen sowie um das Reisen zu erleichtern. Die Beziehung zwischen Mensch und Tier hat zur Domestizierung einer Vielzahl von Tierarten geführt. In dem Maße, in dem sich die Mensch-Tier-Beziehung gefestigt hat, ist auch eine Zunahme der Vorfälle von Misshandlungen dokumentiert worden. Laut der American Veterinary Medical Association ist die »Mensch-Tier-Beziehung eine für beide Seiten vorteilhafte und dynamische Beziehung zwischen Mensch und Tier, die von Verhaltensweisen beeinflusst wird, die für die Gesundheit und das Wohlbefinden beider wesentlich sind«. 

Leider sind nicht alle Mensch-Tier-Interaktionen positiv. Es gibt zwei große Kategorien von Tiermisshandlungen: aktive und passive. Aktive Taten umfassen Verbrechen, die einen gestörten Geist mit böswilliger Absicht beinhalten. Zu diesen Handlungen gehören unter anderem Verbrennen, Schlagen, Treten, Schießen, Stechen oder jede andere Form von körperlicher Gewalt. Die zweite Kategorie des Tiermissbrauchs ist passiv, bei der es zu Fahrlässigkeit und/oder Unwissenheit in Bezug auf die Tierhaltung oder Tierernährung sowie zum Versäumnis tierärztlicher Versorgung kommt. Mehr Informationen zum Thema aktive & passive Misshandlung? Tierquaelerei: Definition, Arten und Motive. Es ist auch wichtig, über Aktualisierungen der bestehenden Gesetzgebung informiert zu sein, da es im Zuge der Entwicklung zu Änderungen der Definitionen und Strafen kommen kann. Mehr Informationen zum Thema Gesetzgebung? Tierquaelerei: Tierrechte und Tierschutzgesetze.

In Anlehnung an Thomas von Aquin (1225-1274), der Grausamkeiten gegen Tiere verbieten wollte, »um den Menschen davon abzuhalten, Grausamkeiten gegen andere Menschen auszuüben, damit nicht jeder, der Grausamkeiten gegen die Tiere ausübt, auf den Menschen übergreift«, wird heute die Misshandlung von Tieren als Teil eines umfassenderen sozialen Problems betrachtet, dessen Bedeutung größer ist als nur die Sorge um die betroffenen Tiere. 

 

Theorien & Hypothesen 

The Link 

Der Gedanke, dass zwischen kindlicher Tierquälerei und anderen Arten von Gewalt wie interpersonellem Missbrauch und Vernachlässigung, ein starker Zusammenhang besteht, ist so fest etabliert, dass der Begriff »The Link« ein eingetragenes Markenzeichen der American Humane Association ist – eine Organisation, die 1877 zum Schutz von Kindern und Tieren gegründet wurde. Die American Humane Association berichtete über beunruhigende Fakten zu Tiermisshandlungen und häuslicher Gewalt: 68 % der geschlagenen Frauen äußerten, dass es Gewalt gegenüber ihrem Tier gegeben habe, 13 % der Fälle von vorsätzlicher Tiermisshandlung betreffen häusliche Gewalt und 70 % der Tierschänder haben Vorstrafen für andere Verbrechen. In Anerkennung des Zusammenhangs zwischen Kindesmisshandlung, Misshandlung älterer Menschen, häuslicher Gewalt und Tiermisshandlung wird empfohlen, dass Sozial- und Gesundheitsdienste, Tierärzte und Tierschutzorganisationen zusammenarbeiten sollten. Gemeinsam müsse man jene Alarmsignale erkennen und eingreifen, wenn Vernachlässigung oder die absichtliche Verletzung eines Tieres darauf hinweist, dass weitere Familienmitglieder gefährdet sein könnten. In diesem Sinne sollte jeder, der von einem Vorfall von Tiermisshandlung weiß umgehend die entsprechenden Behörden informieren.

Vorträge von Anhängern der Link-Theorie beginnen oft mit Erzählungen von den Serienmördern Albert DeSalvo (Würger von Boston), Jeffrey Dahmer und Lee Boyd Malvo (Komplize des Heckenschützen von Washington D. C.) – alle sollen als Kinder Tiere gequält haben. Dann folgen Amokläufe an Schulen: Columbine 20.09.1999, Springfield 20/21.05.1998, Jonesboro 24.03.1998, Pearl 01.10.1997, Paducah 01.12.1997 – angeblich ebenfalls von Jungen begangen, die zuvor Tiere gequält hatten. Ein Autor ist nicht beeindruckt von dieser Art anekdotischer Beweisführung. »Einige Vertreter der Link-Theorie wollen uns glauben machen, dass die meisten und vielleicht sogar alle Serienmörder und Schulattentäter als Kinder Tiere gequält hätten – das entspricht allerdings nicht den Tatsachen.«

Eine Studie über 354 Serienmörder ergab, dass 80 % keine bekannte Vorgeschichte kindlicher Tierquälerei hatten. Der Zusammenhang zwischen den Amokschützen und Tierquälerei ist sogar noch schwächer. Im Jahr 2004 führte eine gemeinsame Arbeitsgruppe des US-amerikanischen Secret Service und des Bildungsministeriums eine Untersuchung über die psychischen Merkmale von 37 Schulattentätern durch und ergab, dass nur 5 der Täter in der Vergangenheit Tierquälerei begingen. Es hieß in ihrem Bericht: »Nur bei sehr wenigen Angreifern war bekannt, dass sie vor dem Zwischenfall einem Tier Schaden zugefügt oder es getötet hatten.« Ganz offensichtlich übertreiben einige Vertreter von The-Link die Beziehung zwischen kindlicher Tierquälerei und Gewalttätigkeit im Erwachsenenalter. Trotzdem gibt es einige Beweise, dass ein gewisser Zusammenhang besteht. Das Problem besteht darin, festzustellen, wie eng dieser Zusammenhang ist und warum er besteht. 

Violence Graduation Hypothesis (VGH) & Deviance Generalization Hypothesis (DGH)

Anhand gewisser Frühsymptome lassen sich Verhaltensstörungen bzgl. Ernsthaftigkeit und Chronizität einstufen. Im Falle von Tierquälerei scheint oft eine schwere Form von Verhaltensstörung vorzuliegen. Luk et al. kamen zum Ergebnis, dass diese Form der Gewalt ein Frühsymptom einer Verhaltensstörung darstellt, die mit erhöhter Selbstachtung und verstärkter Missachtung der Belange anderer einhergeht und damit einen Subtyp von Psychopathie darstellt. Die Zwei-Faktoren-Theorie der Psychopathie, die die Kombination von fehlender Verhaltenskontrolle (=Impulsivität) und einem Mangel an emotionaler Erregung für ein Charakteristikum der Psychopathie hält, scheint auf Kinder und Erwachsene zuzutreffen. Bzgl. des Stellenwerts bei der Entwicklung von Psychopathie werden zwei Hypothesen diskutiert – bei beiden tritt Tierquälerei in Verbindung mit anderen devianten Verhaltensstörungen auf. Sowohl die VGH als auch die DGH helfen zu erklären, welche Rolle die Tierquälerei bei der Entwicklung eines gewalttätigen Lebensstils spielt – obwohl keine allein betrachtet die Richtungsabhängigkeit in der Kindheit, das Auftreten von Tierquälerei und das Fortschreiten zu gewalttätigem Verhalten bei Erwachsenen erklärt. 

Violence Graduation Hypothesis »Gewaltabstufungshypothese« 

Eine radikalere Version der The-Link Theorie ist die VGH, die auf der McDonald triad basiert. Vereinfacht gesagt legt diese Theorie nahe, dass Kinder die Tierquälerei praktizieren gewalttätigem Verhalten gegenüber so lange desensibilisiert werden, bis sie zu interpersoneller Gewalt übergehen. Diese geht also von einem kontinuierlichen Prozess aus, in dem es zu unterschiedlichen kriminellen Handlungen kommt. Hierbei würde Tierquälerei einen Entwicklungsschritt in der kriminellen Laufbahn darstellen. Dieser Ansatz legt nahe, dass Tierquälerei in der Kindheit prädiktiv für Gewalt gegen Menschen im Erwachsenenalter ist.

Zwei Faktoren im Zusammenhang mit wiederholter zwischenmenschlicher Gewalt waren Bestialität und junges Alter beim ersten Vorfall. Diejenigen, bei denen die Tierquälerei in der Kindheit begann, weisen schwerwiegendere Formen antisozialen Verhaltens auf als diejenigen, die in der Adoleszenz begannen. Sie zeigten eine Eskalation schwerer Aggressionen und wurden als die Gruppe der lebenslang Persistenten bezeichnet. Eine andere Studie ergab, dass 37 % der missbrauchten Kinder Tierquälerei betreiben. Zu den Faktoren, die mit Tierquälerei in der Kindheit zusammenhängen, gehören körperlicher/ sexueller Missbrauch, elterliche Gewalt, Tierquälerei im näheren Umfeld,  Mobbing und tyrannisches Verhalten. Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit kann zur Entwicklung gefühlloser Züge führen, die mit Tierquälerei und gewalttätigem Verhalten im späteren Leben zusammenhängen. Auseinandersetzungen, Schikane, Tierquälerei und Übergriffe waren einige der frühesten Anzeichen für eine schwere Verhaltensstörung. 

Von den Serienmördern haben in einer Studie 36 % als Kinder, 46 % als Jugendliche und 36 % als Erwachsene Tierquälerei verübt. Eine weitere Studie offenbarte, dass 21 % der Serienmörder Tierquälerei betrieben hatten. Bei Gewalttätern war die Wahrscheinlichkeit einer Vorgeschichte von Tierquälerei signifikant höher als bei gewaltlosen Tätern. Tierquälerei wurde jedoch nicht nur mit gewalttätigem, sondern auch mit aggressivem Verhalten in Verbindung gebracht. Daher kann die Gewalt gegen Tiere bei Männern ein Marker für antisoziales Verhalten im Allgemeinen sein. Bei weiblichen Straftätern korrelierte die Tierquälerei sogar doppelt so hoch mit Gewalttaten. Antisoziale Persönlichkeitsstörungen/ Persönlichkeitsmerkmale sowie der Gebrauch von Polysubstanzen stehen in enger Beziehung zu dieser Gewaltform.

Nun könnte man folgern, dass Tierquälerei bei Kindern als Merkmal eines Täterprofils benutzt werden könnte, mit dem sich potenzielle Serienmörder und Schulattentäter identifizieren lassen, bevor ihre Gewalttätigkeit eskaliert – doch so eindeutig ist das nicht. Eine Forschungsgruppe unter Leitung von Arnold Arluke (Soziologe – Northeastern University) entwickelte eine neue Art, die VGH zu testen. Sie verglichen die kriminelle Karriere von Personen, die wegen Tierquälerei verurteilt worden waren, mit einer Gruppe gesetzestreuer Bürger aus derselben Gegend. Die Forscher nahmen an, dass die Tierquäler eine Neigung zu Gewaltverbrechen aufweisen müssten, wenn die Hypothese stimmte und dass die Täter weniger zu Verbrechen wie Drogenhandel oder Autodiebstahl neigen würden. Tatsächlich waren die Tierquäler Aggressoren und begingen deutlich mehr Verbrechen als die Nichtkriminellen – aber sie hatten keine Vorlieben, was ihre kriminellen Handlungen betraf. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie für Gewaltverbrechen verhaftet wurden, war nicht höher, als dass sie Straftaten ohne Gewaltanwendung wie Einbruch oder Drogenhandel begingen.

Deviance Generalization Hypothesis »Devianz-/Abweichungs- Verallgemeinerungshypothese« 

Das DGH-Modell schlägt vor, dass Tierquälerei einfach auf dem Kontinuum der Gewalt liegt und mit anderen Verbrechen, sowohl gewalttätigen als auch gewaltlosen, einhergeht. Ein Kriterium abweichenden Verhalten (Devianzprofil) von vielen, welches gleichberechtigt zu anderen steht und ein eigenständiges Störungsbild darstellt. Dieser Ansatz lässt vermuten, dass aggressives Verhalten im Zusammenhang mit anderen antisozialen Verhaltensweisen inkl. Drogenmissbrauch/ sexuell aggressivem Verhalten auftritt. Tierquälerei ist nur ein Aspekt entlang des Kontinuums gewalttätigen und gewaltlosen kriminellen Verhaltens. Sie kann anderen gewaltlosen und gewalttätigen Verhaltensweisen vorausgehen oder folgen - die Richtungsabhängigkeit ist nicht spezifisch. Während in der DHG-Theorie Tierquälerei der zwischenmenschlichen Gewalt vorausgehen oder ihr folgen kann, würde das VGH-Modell argumentieren, dass die Tierquälerei vermutlich vor der interpersonellen Gewalt stattgefunden hätte.

Die Forschung hat gezeigt, dass Tierquäler durch schwerwiegende und wiederkehrende Gewalt in Erscheinung treten. In einer Studie haben 25 % der Täter andere Straftaten begangen: Vergewaltigung, Mord, Körperverletzung, Entführung, Belästigung, Eigentums- und Drogendelikte sowie sonstige Straftaten – bis zu 70 % der Tierquäler begingen mindestens ein Eigentums- oder Personendelikt. Eine weitere Auffälligkeit ist, das bei diesen eine lebenslange Nikotinabhängigkeit und Alkoholkonsumstörung vorlag. Tingle, Barnard, Robbins, Newman und Hutchinson führten bereits 1986 eine Studie durch – 48 % der verurteilten Vergewaltiger und 30 % der Kinderschänder berichteten über Tierquälerei.

Der erste Vorfall von Tierquälerei ereignet sich im Allgemeinen im Alter von etwa 6,5 Jahren zusammen mit anderen aggressiven Verhaltensweisen. Von den Kindern, bei denen eine Verhaltensstörung diagnostiziert wurde, verüben etwa 25 % Tierquälerei. Männer waren bei weitem häufiger an Tierquälerei beteiligt, doch wenn Frauen dies taten, verhielten sie sich ebenso häufig in anderen unsozialen und aggressiven Verhaltensweisen. Einige haben angedeutet, dass ältere Kinder, die Tierquäler sind, gefühlskalte Züge haben, die sich durch einen Mangel an Schuldgefühlen und Einfühlungsvermögen auszeichnen und Merkmale aufweisen, die mit Psychopathie zu tun haben: oberflächlicher Charme, Mangel an Einfühlungsvermögen und grandioses Wertgefühl.

Faktoren für lebenslange Tierquälerei und Gewalt

- männliches Geschlecht

- jüngeres Alter bei der ersten Aggression oder Tierquälerei

- niedrigerer sozioökonomischer Status

- Brandstiftung

- interpersonelles aggressives Verhalten (Belästigung/Bedrohung), Vergewaltigung

- langer Drogenmissbrauch inkl. Nikotin & Alkohol

Arluke et al. zielte darauf ab, frühere Forschungsarbeiten, die in erster Linie aus Selbstberichten von inhaftierten Personen bestanden und sich freiwillig gemeldet hatten, zu verbessern, indem nur offizielle Aufzeichnungen der Massachusetts Society for the Prevention of Cruelty to Animals (MSPCA) und des Strafrechtssystems des Bundesstaates Massachusetts verwendet wurden. Hierfür wurden 11 Jahre lang Aufzeichnungen überprüft und mittels Kontrollstichprobe mit ähnlichen Wohnorten, Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status verglichen. Das Ziel von Arluke et al. war es die DGH mit der VGH zu testen und zu vergleichen. Die Ergebnisse der Studie legten nahe, dass Tierquäler im Vergleich zu einer Kontrollgruppe 3,2-mal häufiger vorbestraft waren und 5,3-mal häufiger mindestens ein Gewaltverbrechen verübt haben. Während nur 22 % der Kontrollgruppe an mindestens einer Straftat beteiligt waren, betraf das 70 % der Tierquäler. Ebenso zeigen Personen die Tiere misshandelten eine größere Wahrscheinlichkeit für allgemeines kriminelles Verhalten.

Spillover Hypothesis vs. Compensation hypothesis (Emotional Transmission – Übertragungseffekt)

Es werden zwei Hypothesen gegenübergestellt: Spillover Hypothesis und Compensation hypothesis. Die Annahme der Spillover ist, dass eine unbefriedigende Partnerschaft zu einem negativen Erziehungsverhalten führt, was sich dann negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirkt. Dies steht im Gegensatz zur Compensation, bei der ein günstiges Elternverhalten den negativen Zusammenhang zwischen Partnerschaftszufriedenheit und Problemverhalten des Kindes abfedern soll.

Die Eltern bilden den zentralen Lebensraum der Kinder, vor allem in jüngeren Jahren. Sie sind die primären Bezugspersonen, tragen eine enorme Verantwortung und haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung ihres Kindes. Daher ist es entscheidend, dass das elterliche Verhalten der Entwicklung des Kindes förderlich ist. Studien zeigen immer wieder, dass die psychische und physische Gesundheit von Kindern durch elterliche Konflikte und Disharmonie stark beeinträchtigt werden kann. Entsprechend haben Partnerschaftskonflikte nicht nur direkte, sondern auch eine ganze Reihe indirekter Effekte. Gem. dem Spillover-Modell greift der Elternkonflikt auf die Beziehung zum Kind über. Durch den Partnerkonflikt wird die emotionale Verfügbarkeit der Eltern eingeschränkt und die Qualität der elterlichen Erziehung beeinträchtigt. Nach dieser Hypothese erfolgt also eine direkte Übertragung von Stimmungen, Affekten oder Verhaltensweisen von der elterlichen Partnerschaft auf das Kind.

Dieser Mechanismus zeigt sich sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Zärtlichkeit, Gemeinsamkeit, positive Kommunikation, Zufriedenheit sowie eine positiv-konstruktive Konfliktbewältigung gehen mit positivem sowie verantwortungsbewusstem Elternverhalten einher – Zärtlichkeit und Zufriedenheit erhöht zudem die Involviertheit der Eltern in die Aktivitäten ihrer Kinder. Streitverhalten, aggressiv eskalierendes Bewältigungsverhalten sowie das Bilanzieren von Ungerechtigkeiten gehen mit Erziehungsstrategien wie harscher Disziplin und körperlichen Strafen einher. Als destruktivste Form von Partnerschaftskonflikten nicht nur für die kindliche Anpassung, sondern auch im Hinblick auf Erziehungsvariablen im Sinne eines Spillover-Effektes gilt die Kombination aus Feindseligkeit und Distanziertheit innerhalb der Paarbeziehung. Feindselig-distanzierte Paare gebrauchten eher disziplinäre Methoden machtvoller Durchsetzung, waren ineffektiver in ihren gemeinsamen Erziehungsbemühungen und auf der familiären Ebene durch weniger Zusammenhalt, weniger spielerisches Verhalten und mehr Konflikte gekennzeichnet.

  • Metaanalyse von Erel und Burman: 68 Studien mit insgesamt 253 Effektgrößen legen eine stabile signifikant positive Beziehung zwischen der Partnerschaftsqualität und der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung nahe und unterstützen damit die Spillover-Hypothese in Abgrenzung von der Kompensationshypothese, wonach eine negative Beziehung zu erwarten wäre

  • Metaanalyse von Krishnakumar und Buehler: an 39 Studien mit insgesamt 138 Effektgrößen liefert ebenfalls Unterstützung für die Spillover-Hypothese. Die Autoren fanden eine allgemeine mittlere gewichtete Effektgröße von d = -.62 zwischen Partnerschaftskonflikten und Erziehungsverhalten der Eltern (ein hoher Wert entspricht einer optimalen Erziehung); die Erziehungsdimensionen harsche Disziplin und elterliche Akzeptanz waren dabei am stärksten betroffen.

  • Querschnittsanalyse von Buehler und Gerard: lässt den Schluss zu, dass die Annahme des Spillover angemessen bzw. sinnvoll ist, die Beziehungen zwischen Partnerschaftskonflikten, ineffektiver Erziehung und Fehlanpassung der Kinder zu modellieren. In Familien mit Kindern zwischen 2 und 11 Jahren erklärten teilweise harsche Disziplin und geringe Involviertheit der Eltern die Beziehung zwischen Partnerschaftskonflikten und kindlicher Fehlanpassung; direkte Effekte von Partnerschaftskonflikten waren auch weiterhin vorhanden. In Familien mit Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren ergab sich ein anderes Bild: hier vermittelten die elterliche Disziplin und Eltern-Kind-Konflikte den Zusammenhang zwischen Partnerschaftskonflikten und Fehlanpassung der Jugendlichen vollständig. 

  • Querschnittsstudie von Gordis, Margolin und John: 89 Familien mit Kindern zwischen 9 und 13 Jahren – Beziehung zwischen beobachteter Feindseligkeit in der Partnerschaft bzw. vonseiten der Eltern gegenüber ihrem Kind während Konflikten und Verhaltensproblemen der Kinder. Die Interaktion aus partnerschaftlicher Feindseligkeit, Feindseligkeit der Eltern gegenüber dem Kind und dem Geschlecht des Kindes sagte regressionsanalytisch internalisierende und externalisierende Verhaltensprobleme der Kinder vorher. Folgeanalysen zeigten, dass bei den Jungen Feindseligkeit der Eltern gegenüber dem Kind die Effekte partnerschaftlicher Feindseligkeit auf die Anpassung der Jungen verstärkte. In den Regressionsanalysen ließen sich hingegen keine Haupteffekte für partnerschaftliche Feindseligkeit nachweisen. Dies impliziert ein erhöhtes Risiko für Jungen, Verhaltensprobleme zu entwickeln, wenn ihre Eltern sich in Partnerschaftskonflikten auch ihnen gegenüber feindselig verhalten.

  • Deutsche Stichprobe: hingen sowohl aggressives als auch resignierendes Verhalten und Rückzug in Partnerschaftskonflikten mit inkonsistentem Erziehungsverhalten und externalisierendem oppositionell-aggressivem Verhalten der Kinder zusammen. Multivariat wurde die Beziehung zwischen Resignation und Rückzug in Elternkonflikten und oppositionell-aggressivem kindlichem Verhalten komplett durch inkonsistentes Elternverhalten mediiert – ein Beleg für die Hypothese der eingeschränkten Verfügbarkeit. Das Spillover-Modell wird gestützt durch eine Mediation der Beziehung zwischen positiv-konstruktivem Konfliktverhalten von Eltern und sozial-emotionalen Kompetenzen von Kindern durch positives Erziehungsverhalten.

  • CORE²-Projekt: 81 Eltern mit Kinder zwischen 3 und 6 Jahren (M = 5,22 Jahre, SD = 0,86), wurden anhand von festgelegten Fragebögen querschnittlich befragt. Die negative Beziehung zwischen Beziehungszufriedenheit und Problemverhalten des Kindes wird vollständig durch negatives Elternverhalten und elterlichen Stress vermittelt und bestätigt die Spillover-Hypothese. Es wurden keine moderierenden Effekte festgestellt, was zu einer Ablehnung der Kompensationshypothese führte. Darüber hinaus korrelierte negatives Elternverhalten deutlich mit kindlichem Problemverhalten, während positives elterliches Verhalten nicht signifikant mit kindlichem Problemverhalten einherging. 

  • Studie von Margolin, Gordis und Oliver: 86 Familien mit einem Kind zwischen 9 und 13 Jahren zeigte sich im Querschnitt das folgende bivariate Ergebnismuster: Feindseligkeit der Männer sowie der Frauen ihrem Partner gegenüber in Partnerschaftsdiskussionen standen in Zusammenhang mit niedriger Empathie der Väter sowie negativem Affekt der Mütter gegenüber ihren Kindern. Folgeanalysen bestätigten die angenommene Moderatorfunktion eines Hintergrunds familiärer Gewalt und fanden wenig Unterstützung für Transmissionseffekte in Familien ohne Aggression in der Ehe. Frühere familiäre Aggression stellt dieser Studie zufolge einen Risikofaktor dar, der die Wahrscheinlichkeit negativer Interaktionen über familiäre Subsysteme hinweg erhöht. In diesem Sinne können auch weitere familiäre Belastungsfaktoren wie finanzielle Probleme oder Belastungen durch die Erziehung betrachtet werden.

Die Paartypologie lieferte jedoch einen zusätzlichen Beitrag zur Vorhersage kindlicher Verhaltensprobleme über Erziehung, gemeinschaftliche Erziehung und Prozesse auf dem Familienniveau hinaus. Eine mögliche Erklärung für die gefundenen Zusammenhänge zwischen Partnerschafts- und Eltern-Kind-Beziehungen bietet das Konstrukt des Co-parenting (gemeinsame Erziehung). Unter dem Begriff werden folgende Dimensionen subsumiert: die Kooperation zwischen beiden Elternteilen, Konflikte in Bezug auf Erziehungsthemen sowie Prozesse der Triangulation (Koalitionsbildung). Co-parenting, erfasst als Gesamtwert aus den drei Faktoren Kooperation, Triangulation und Konflikt, vermittelte die Beziehung zwischen Partnerschaftskonflikten und Erziehung.

Die gefundenen Beziehungen sind zum Teil geschlechtsspezifisch: Aggressives Konfliktbewältigungsverhalten in der Partnerschaft weist nur bei den Vätern eine signifikant positive querschnittliche Beziehung zu körperlichem Strafen in der Erziehung auf; aggressives Bewältigungsverhalten sowie das Bilanzieren von Ungerechtigkeit hängen hingegen nur bei den Müttern positiv mit Erziehungsstrategien machtvoller Durchsetzung zusammen. Auch die unerwartete positive Beziehung zwischen aggressiver Konfliktbewältigung und verantwortungsbewusstem Elternverhalten lässt sich auf die Mütter zurückführen. Ferner scheint das partnerschaftliche Konfliktverhalten eher mit dem eigenen Erziehungsverhalten als mit dem Erziehungsverhalten des Partners zusammenzuhängen.

MacDonald triad

Unter Laien gibt es den Glauben, dass Tiermissbrauch ein Vorläufer von Serienmord ist. Diese Theorie wird als MacDonald-Triad bezeichnet und bezieht sich auf drei Verhaltensweisen in der Kindheit: Bettnässen über das 5 Lebensjahr hinaus, Feuermachen/Brandstiftung und Tiermisshandlung, die als Prädiktoren für die Muster und das Verhalten von Serienmördern dienen. Obwohl es Beispiele dafür gibt, dass Tiermisshandlungen in der Kindheit für einige Serienmörder ein häufiger Faktor sind, werden die meisten Personen, die wegen Tiermisshandlungen und Grausamkeiten in der Kindheit angeklagt werden, als Erwachsene nicht zu Mördern. Ein Großteil der sozialwissenschaftlichen Forschung deutet darauf hin, dass die meisten Straftäter die in der Kindheit Verbrechen an Tieren begangen haben, viel häufiger als Erwachsene mit sexuellem Missbrauch, häuslicher Gewalt, Kindesmissbrauch und anderen antisozialen Straftaten in Erscheinung treten werden. 

In diesem Zusammenhang ist die Kumulation von Problemfaktoren von Bedeutung, aus der sich eine geringere Chance auf Therapiefähigkeit ergibt. Zu den Faktoren des sog. Multiproblem-Syndroms zählen auch Drogenmissbrauch, Brandstiftung und Tierquälerei. Hellman und Blackman betonen entsprechend den prädiktiven Wert der Trias, der sich in einer Studie mit 84 aggressiven und nicht-aggressiven Gefängnisinsassen bestätige – extrem aggressive Täter zeigen diese Trias sogar bis ins Erwachsenenalter hinaus. Bergman und Magnusson fanden keine signifikante Korrelation zwischen Aggression bzw. Hyperaktivität bis zum Alter von 13 Jahren und Kriminalität im Alter von 18 bis 23 Jahren, sofern sie Jugendliche mit einem Multiproblem-Syndrom (ca. 10 % der Stichprobe) aus der Studie ausschlossen. Diese Jugendlichen sind dagegen später speziell bei Delinquenz im Erwachsenenalter deutlich überrepräsentiert. Im Sinne der Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen müsste sich die forensisch-psychiatrische Forschung auf diese 10 % als Zielgruppe verstärkt konzentrieren, um potenzielle Straf- und Gewalttäter frühzeitig zu erkennen und Therapieangeboten zuzuführen. Brandstiftung und Tierquälerei im Kindes- und Jugendalter können hierbei wesentliche Indikatoren darstellen.

Dirty play »dreckiges/schmutziges Spiel« 

Arluke hat eine radikale Vermutung – er glaubt, dass bei vielen Kindern Grausamkeit gegen Tiere zum normalen Erwachsenwerden gehört und nennt dieses Verhalten dreckiges Spiel. Er meint, dass Tierquälerei es den Kindern ermöglicht, heimlich die Machtspiele der Erwachsenen zu spielen und das möglicherweise die widersprüchlichen Werte der Gesellschaft widerspiegelt, wenn es um Tiere geht. Sie festigt außerdem die Bindung zu den Mittätern, mit denen zusammen der Regelverstoß begangen wird. Die Arten kindlicher Tierquälerei, die Arluke bei seinen vermutlich normalen Soziologiestudenten entdeckte, gehörten nicht zu der Kategorie, in der Katzen lebendig in der Mikrowelle gekocht oder Welpen vom Dach geworfen wurden. Im Gegensatz zu den pathologischen Kriminellen, die Felthous und Kellert interviewten, bereuten die meisten von Arlukes Studenten ihre jugendlichen Taten.

Nach einer Reihe ausführlicher Interviews mit Universitätsstudenten erklärt er: Als die Befragten darüber nachdachten und sich mit dem auseinandersetzten, was ihre Tiermisshandlungen über sie aussagten, waren die Geschichten, die diese über sich selbst erzählten, nicht mehr oder weniger widersprüchlich als die, auf denen die zweckorientierte Ethik unserer Gesellschaft basiert. Trotz allem ist es unbestreitbar, dass Tierquälerei bei Kindern häufiger ist als allgemein angenommen. Es ist ein unangenehmer Fakt, dass der größte Teil kindlicher Grausamkeit gegen Tiere nicht von  Natur aus bösartigen Kinder, sondern durch »normale« Kinder begangen wird.

Bad seed/bad sheep »Böse Saat/schwarzes Schaf«

Manche Kinder sind schon in der Grundschule Lügner, Diebe und Schläger – Psychiater bezeichnen solche Kinder als verhaltensgestört. In den Sechzigerjahren dachte man, dass drei Merkmale für diese Kinder besonders typisch seien: Feuerlegen, Bettnässen und Tierquälerei (MacDonald Triad). Obwohl diese Merkmale nicht so eng mit dem Krankheitsbild zusammenhängen wie ursprünglich gedacht, führt die American Psychiatric Association immer noch Grausamkeit gegen Tiere als diagnostisches Kriterium für Verhaltensstörungen an. Nach dieser Hypothese ist Tierquälerei nicht die Ursache für spätere Kriminalität, sondern ein Anzeichen dafür, dass ein Kind ernste Schwierigkeiten hat. Viele solcher Kinder werden später zu Psychopathen.

Perception Action Mechanism »Russian Doll model«

Preston und de Waal entwickelten ein auf den Neurowissenschaften basierendes Modell für Empathie. Sie konzeptualisieren Empathie in ihrem Modell, das sie als Perception Action Mechanism (PAM) bezeichnen, als Russian doll modell. In diesem ist Empathie ein vielschichtiges Phänomen, bei dem PAM (als Grundform der Empathie) den inneren Kern des Modells bildet. de Waal behauptet, dass Empathie sich evolutionär als ein sozialer Mechanismus herausgebildet hat, bei dem sich die Arten in ihrem emotionalen Zustand aufeinander abstimmten – bekannt als emotionale Ansteckung. Diese emotionale Ansteckung ist der Kern des PAM-Modells. Ein menschliches Beispiel ist Resonanzphänomen welches beim Lachen oder Gähnen auftritt. Die Schichten außerhalb der Basis von PAM werden von de Waal beschrieben: Um die sozio-affektive Basis herum, umfassen die äußeren Schichten sowohl Mitgefühl als auch gezielte Hilfe. Die Komplexität der Empathie wächst mit zunehmender Fähigkeit, Perspektiven einzunehmen, die von der präfrontalen neuronalen Funktionsfähigkeit abhängen, aber grundlegend mit PAM verbunden bleiben. Das gesamte PAM-Modell ist laut de Waal theoretisch nur bei großhirnigen und hochintelligenten Säugetieren wie Menschen, Affen, Delfinen und Elefanten vorhanden.

 

Meloy's biopsychosoziales Modell der Gewalt: Vielzahl von Faktoren 

Meloy ist der Ansicht, dass Gewalt empirisch gemessen werden kann und dass Gewalt als ein heterogenes Phänomen verstanden werden sollte, das sich in Abhängigkeit von den biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren, die innerhalb eines Gewaltaktes zusammenwirken, unterscheidet. Meloy erörterte, wie die Messung und Vorhersage von Gewalt von der akribischen Anwendung der wissenschaftlichen Methode sowie von scharfer Beobachtung abhängt.

Individuelle/psychologische Komponenten von Gewalt 

Der individuelle/psychologische Bereich umfasst Faktoren wie Geschlecht, Alter, Intelligenz, Wissen, Gewaltvergangenheit und psychische oder psychologische Probleme. Zum Beispiel sind Männer zwischen 15 und 26 Jahren, die eine unterdurchschnittliche Intelligenz oder mangelnde Bildung haben, eher gewalttätig. Frühere gewalttätige Zwischenfälle, Verhaftungen, Isolationen und Gewalttaten gegen sich selbst können das Risiko eines Individuums für zukünftige Gewalt beeinflussen. Personen, die Gewalt oder Aggressionen an den Tag gelegt haben, haben oft eine Vorgeschichte wirtschaftlicher Instabilität, wie z. B. Armut und Beschäftigungsprobleme. Darüber hinaus beeinflussen spezifische psychologische Faktoren das erhöhte Gewaltpotenzial eines Individuums. Gewalttätige Menschen sind oft wütend, negativ, impulsiv und haben gewalttätige Fantasien. Bei der Isolierung der Konstrukte, die sich auf psychische Erkrankungen auswirken, haben die Daten gezeigt, dass auch Paranoia ein Faktor ist. Darüber hinaus haben Personen mit Merkmalen wie Bindungsstörungen und Persönlichkeitsstörungen möglicherweise ein erhöhtes Gewaltrisiko.

Soziale/Umweltkomponenten von Gewalt 

Meloy stellte fest, dass es viele externe Faktoren gibt, die auf eine Person einwirken und Gefühle von Stress, Angst und Frustration verstärken. Eine frühe Vorgeschichte von elterlicher Zerrüttung, Fehlanpassungen in der Schule und zu Hause sowie Misshandlungen in der Kindheit wirken sich negativ auf die Bewältigungs- und Selbstberuhigungsfähigkeit eines Kindes aus. Eine unterdurchschnittliche Intelligenz und/oder Probleme in der Schule können im Erwachsenenalter zu Beschäftigungsschwierigkeiten und wirtschaftlicher Instabilität führen. Gewalttätige Individuen haben oft einen wahrgenommenen Mangel an sozialer Unterstützung und sie können in instabilen Beziehungen leben, niemals heiraten oder mit anderen zusammenleben. Darüber hinaus kann Drogen- oder Alkoholmissbrauch die Gewalt unter Einzelpersonen verstärken. Schließlich sind Personen, die die Bedingungen nach der Inhaftierung nicht einhalten, einem erhöhten Gewaltrisiko ausgesetzt.

Biologische Komponenten von Gewalt 

Die biologische Komponente von Gewalt deutet darauf hin, dass es einige physiologische Faktoren gibt, die ein Individuum zu Gewalt prädisponieren können. Personen mit einer Vorgeschichte von psychiatrischen Krankenhausaufenthalten oder beobachtbaren Symptomen wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen, weisen auf das Vorliegen einer psychischen Störung hin, die möglicherweise durch physiologische Faktoren beeinflusst wird, was sich wiederum auf ihr gewalttätiges Verhalten auswirken könnte. Auch Personen mit neurologischen Defiziten und/oder einer Vorgeschichte von Traumata des Zentralnervensystems können ein erhöhtes Gewaltrisiko haben. Ein weit verbreiteter Irrglaube in unserer Gesellschaft ist jedoch, dass alle Menschen mit schweren psychischen Störungen anfälliger für Gewalt sind. Im Gegenteil, die Forschung hat gezeigt, dass einige psychisch kranke Menschen weniger gewalttätig sein können als die der Allgemeinbevölkerung und dass gewalttätige Menschen mit Symptomen einer psychischen Erkrankung unter dem Einfluss von Substanzen stehen können.

Diverse Faktoren 

Substanzkonsum/Drogenmissbrauch durchkreuzt alle drei Kategorien des biopsychosozialen Gewaltmodels. Der Konsum senkt die hemmende Reaktion und erhöht impulsives und/oder ausuferndes Verhalten. Dazu gehören Personen, die die Kriterien für eine Vielzahl von psychischen Störungen mit einer biologischen Komponente, wie z. B. bipolare oder neurologische Defizite erfüllen und Alkohol oder andere Substanzen verwenden, um ihre psychiatrischen Leiden zu minimieren. Der Substanzkonsum, insbesondere bei Personen mit bestimmten Diagnosen, kann auch ein erhöhtes Risiko für Aggression/Gewalt aufweisen. Die MacArthur-Studie zur Bewertung des Gewaltrisikos zeigte z. B. dass Personen, bei denen Schizophrenie diagnostiziert wurde und die keinen Alkohol oder andere Drogen konsumierten, im Vergleich zu Personen mit anderen psychischen Erkrankungen und Substanzkonsum seltener zu Gewaltausbrüchen neigten.