Toxoplasmose: Diagnostik bei immungeschwächten Menschen
Diagnostik & Diagnose bei Immungeschwächten (inkl. HIV/Aids)
Zur direkten Allgemeinuntersuchung können Gewebeproben aus verschiedenen Organen (z. B. Lymphknoten, Plazenta & Hirn) sowie Fruchtwasser genutzt werden.
Die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) durch Fruchtwasser kommt beim noch nicht geborenen Kind & bei immungeschwächten Patienten (z. B. Aids oder Transplantationen) zur Anwendung.
Mittels Computer Tomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich bei Hirntoxoplasmose, die oft bei Aids auftritt, Abszesse mit ringförmiger Kontrastmittelanreicherung im Gehirn finden.
Durch die Liquoruntersuchung oder Gehirnbiopsie kann die Diagnose bei einer Toxoplasmose-Gehirnentzündung von AIDS-Kranken bestätigt werden. Beim HIV-Infizierten sind einige wenige Areale im Gehirn mit verminderter Dichte erkennbar. Das gelingt durch die Hervorhebung mit Kontrastmittel und Computertomogramm. Besonders deutlich wird das Ganze, wenn eine ausgeprägte Immunschwäche von weniger als 100 CD4-positiven T-Lymphozyten vorliegt. Die Besserung unter Therapie bestätigt rückblickend die Diagnose.
Diagnostik & Diagnose bei Immungeschwächten (exkl. HIV/Aids)
Der Erregernachweis kann bei Immungeschwächten, mit Ausnahme von HIV/AIDS, mit den folgenden Methoden stattfinden.
Mikroskopie
Kultur
Tierversuch. Dafür erfolgt die Anzüchtung durch Einbringung des Untersuchungsmaterials in die Bauchhöhle ausgesuchter Mäuse.
DNA-Nachweis mittels PCR aus Gewebe, Blut oder Spülung der Bronchien bei Lungenentzündung.
Reaktivierte Toxoplasmose bei Immungeschwächten
Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem werden meistens charakteristische IgG-Antikörper als Anzeichen für eine früher durchgemachte Infektion nachgewiesen. In Einzelfällen erfolgt bei einer Reaktivierung ein Anstieg dieser Antikörper oder gelingt die Bestätigung typischer IgA-Antikörper im Serum. Die Anwesenheit der Parasiten oder seiner DNA aus Körperflüssigkeiten (z. B. Liquor oder Blut) oder Gewebe (z. B. Hirnbiopsie) wird als Nachweis für eine aktive Toxoplasmose angesehen. Auch wenn die PCR grundsätzlich nicht zwischen Tachyzoiten (aktiver Infektion) und Zysten (inaktiver Infektion) unterscheiden kann. Da bei dieser Patientengruppe oft die Toxoplasma-PCR aus Liquor und Blut negativ ist, wird die Diagnose meistens durch eine Therapie im Nachhinein gestellt.
Eine serologische Diagnose der Reaktivierung ist bei Aids-Patienten unzureichend. Die Gründe dafür sind, dass Immunglobulin M nicht vorhanden ist & die IgG-Titer es nicht ermöglichen, eine reaktivierte Infektion von einer inaktiven Infektion abzugrenzen.
Diagnostik & Diagnose bei immungeschwächten Müttern & ihren Kindern
Zu diesem Zweck wird gleichzeitig bei der (HIV-)infizierten Mutter (mit Toxoplasma-IgG-Antikörpern) und ihrem Kind eine Serumprobe genommen. Medizinisch werden solche Proben als Mutter-Kind-Serumpaar bezeichnet. Diese werden auf typische IgM- und IgA-Antikörper getestet. Dafür sollten entsprechend zugelassenen Immuntests oder ISAGA-Techniken zur Anwendung kommen. Die nachstehenden Techniken ermöglichen einen Vergleich typischer IgG-Befunde von Kind & Mutter.
Vergleichendes Immunoblotprofil zur frühzeitigen Erkennung von Neoantikörpern mit dem Ziel, eine charakteristische Immunreaktion des Kindes möglichst früh zu erkennen.
Gesamt-IgG
IgG-EIA
Berechnung der typischen IgG-Beladung
Info: ISAGA ist die Abkürzung für Immunosorbent Agglutination Assay. Mit Agglutination wird in der Serologie das Verklumpen & Zusammenziehen von Zellen bezeichnet.
Unterscheidung einer akuten von einer chronischen Infektion
Mit dem Agglutinationstest (HS-Antigen vs. AC-Antigen)
dem Aviditätstest (Stärke einer Mehrfachbindung von Antikörpern & Antigenen)
einem Enzym-Immunofiltrationstest
Bei einer Kombination der drei benannten Methoden liegt die Erkennungsrate bei ca. 80 %. Ferner sollte ein Direktnachweis mit PCR im Plazentagewebe und Nabelschnurblut angestrebt werden.
Weitere empfohlene Untersuchungen bei gefährdeten Neugeborenen
Ultraschall des Schädels
augenärztliche Untersuchung
neurologische Untersuchung
Wiederholung der serologischen Untersuchungen im Rahmen von U4 und U5. Das gilt für serologisch und klinisch unauffällige Neugeborene aus Toxoplasma-Risikoschwangerschaften. Der Grund dafür ist, dass eine eigene Immunreaktion des Säuglings in nur 40 % der Fälle nachweisbar ist, wenn die Mutter mit Pyrimethamin-Sulfadiazin therapiert wurde.
Info: Mit U1 bis U9 werden die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder bis zum sechsten Lebensjahr bezeichnet.
Bei immungeschwächten Frauen kann es bei einer erneuten Schwangerschaft wieder zu Parasiten im Blut, und damit zur Infektion des Fötus kommen. Aus diesem Grund sind die angeführten Untersuchungen ebenfalls ratsam für Neugeborene HIV-infizierter Mütter, bei denen Toxoplasma-IgG-Antikörper nachgewiesen wurden. In Einzelfällen kommt es trotz einer Infektion vor der Befruchtung der Mutter zu einer angeborenen Toxoplasmose des Kindes. Insgesamt wird dieses Risiko aber als gering eingestuft.
Diagnostik der Augentoxoplasmose
Nur ca. 10 % der Kinder mit einer vorgeburtlichen Toxoplasmainfektion weisen bei ihrer Geburt Augenveränderungen auf. Allerdings kann eine Augenbeteiligung auch noch nach Jahrzehnten eintreten. Daher ist eine regelmäßige augenärztliche Betreuung von Kindern, bis mindestens in das frühe Erwachsenenalter hinein dringend notwendig. Das gilt für alle Kinder, die sich früh in der Schwangerschaft infizieren oder bei der Geburt Augenveränderungen aufweisen.
Aufgrund hoher Seroprävalenz der Bevölkerung mit T.-gondii sind serologische Untersuchungen nur begrenzt hilfreich. Im Allgemeinen ist es üblich den Nachweis einer Toxoplasmainfektion, durch IgG und IgM-Antikörper zu erbringen. Für die Augentoxoplasmose ist sie aber nur bedingt geeignet. Denn bei isolierter Augentoxoplasmose sind im Serum oftmals niedrige IgG-Titer & ebenfalls negative typische IgM-Antikörper nachzuweisen. Der vermutete Grund dafür ist, dass bei einem isolierten Befall der Augen, eine zu geringe Stimulation des Immunsystems erfolgt.
Bei der Aderhautentzündung (Chorioiditis) lassen sich in der Regel serologisch hochavide IgG-Antikörper als Zeichen einer früher erfolgten Infektion nachweisen. Geeignete Mittel für die Diagnostik sind sowohl der direkte Erregernachweis aus Augenkammerwasser mittels PCR als auch der Nachweis typischer IgA-Antikörper im Augenkammerwasser mittels ELISA. Die Kammerwasseranalyse kann die Diagnose bei 60-90 % der Patienten sichern. Da die Punktion von Augenkammerwasser aber meistens nicht erfolgt, wird die augenärztliche Verdachtsdiagnose in der Regel durch eine Therapie im Nachhinein bestätigt.
Symptome: Menschen mit einer aktiven Toxoplasmaentzündung der Aderhaut schildern eine akut auftretende Beeinträchtigung ihres Sehvermögens. Dazugehören „verschwommenes Sehen“, Flocken im Gesichtsfeld und Verzerrung der Wahrnehmung der Umwelt. Ist die Makula (gelber Fleck) mitbetroffen, so kommt es zu einer deutlichen Sehbeeinträchtigung.
Pathophysiologie & Immunantwort: Durch die lebenslang vorhandenen Zysten im Gewebe der Netzhaut kommt es zu herdförmigen Beschädigungen mit nekrotisierender Entzündung (Netz- & Aderhaut). T.-gondii und/oder die Immunantwort sind dabei an den Veränderungen von Gewebe beteiligt. Die Immunantwort ist durch eine zelluläre & nicht-zelluläre Reaktion charakterisiert. IgA-, IgM- & IgG-Antikörper können bei infizierten Personen in Kammerwasser & Serum nachgewiesen werden.
Nachweis von Immunglobulinantikörpern im Kammerwasser
- 65 % der Patienten mit IgG
- 52 % mit IgA
- 37,5 % IgG & IgA
Erkennungsrate von Immunglobulinantikörpern
- 77 % bei Kombination von IgG-Nachweis & einer positiven PCR aus dem Kammerwasser
- 91 % wenn zusätzlich IgA auftreten
Bei der fortgeschrittenen Augentoxoplasmose fehlen Antikörper vom Typ IgM. Dafür liegen "typische" herdartige Entzündungen oder pigmentierte Narben neben einer frisch vorliegenden Entzündung der Aderhaut vor. Dadurch kann die Diagnose klinisch relativ sichergestellt werden.
Differenzialdiagnose Toxoplasmaentzündung der Aderhaut
Darüber hinaus gibt es untypische Verläufe der Augentoxoplasmose und andere Erkrankungen, die eine Infektion mit Toxoplasma nur vortäuschen.
Untypische Verläufe einer Augeninfektion mit Toxoplasma gondii
Netzhautgefäßentzündung
akute Netzhautnekrose
Mehrfach-herdförmige Entzündung der Netzhaut
Andere Erkrankungen die eine Infektion mit T.-gondii simulieren können
Syphilis
Tuberkulose
Histoplasmose (Pilzerkrankung)
Herpes-Simplex-Virus
Zytomegalievirus