Toxoplasmose: Symptome bei immungeschwächten Menschen

Akute Toxoplasmainfektion bei Immungeschwächten (allgemein)

Eine akute Toxoplasmainfektion kann bei Immungeschwächten wie z. B. bei HIV- & Transplantationspatienten tödliche Folgen haben.

Die Empfänger eines infizierten Organes können sich bei nicht vorhandenen Antikörpern anstecken. Da das Immunsystem der Transplantatempfänger medizinisch geschwächt wird, um eine Abstoßung zu verhindern, gelingt es den Parasiten in diesen Fällen besonders schnell die Oberhand zu gewinnen. Bei beiden Patientengruppen ähnelt das Krankheitsbild nicht selten einer CMV-Infektion (Zytomegalovirus) und wird daher nicht immer richtig gedeutet. Vermehrt kommt es zu einer Lungenentzündung mit dem Befall weiterer Organe, wie z. B. Leber und Milz.

Toxoplasmainfektion bei immungeschwächten Kindern

Bei immungeschwächten Kindern kann die Krankheit (mittel)-schnell mit neurologischen Symptomen beginnen. Diese Symptome haben ihre Ursachen in den Folgen einer erhöhten ADH-Sekretion (antidiuretisches Hormon | Peptid) oder einem Diabetes insipidus; ein durch Hormonmangel verursachter starker Durst mit anschließender Austrocknungsgefahr durch hohe Urinausscheidung.

Reaktivierte Toxoplasmainfektion bei Immungeschwächten (allgemein)

Wesentlich öfter als die akute Infektion, kommt bei Immungeschwächten die Reaktivierung, einer im Hintergrund vorhandenen Toxoplasmainfektion vor. Die Zysten von T.-gondii befinden sich vor allem im zentralen Nervensystem. Daher ist die Toxoplasmose im Gehirn bei Weitem am häufigsten. Die Symptome hängen vom Ort des Herdes im Gehirn ab. Beim Befall des motorischen Zentrums kann das eine halbseitige Lähmung zur Folge haben. Ein betroffenes Frontalhirn hingegen bewirkt eine verstärkte Aggressivität. Oftmals lassen sich nur vereinzelte Herde im Stammhirnbereich ausmachen. In der medizinischen Bildgebung sprechen verdächtige Herde, wenn sie eine verzögerte, randbetonte Kontrastmittelverstärkung aufweisen für eine Toxoplasmose. Klassische Symptome bei einer Gehirnentzündung sind neurologische Störungen wie z. B. Krampfanfälle.

Die plötzliche, schwerwiegende & über den Körper ausgedehnte Form der Toxoplasmose kommt fast nur bei AIDS, onkologischer Vorerkrankung mit Chemotherapie & Transplantatempfängern vor. Bei dieser medizinisch als fulminant disseminiert bezeichnete Form, handelt es sich meistens um die Reaktivierung einer bereits im Hintergrund vorhandenen Infektion, verursacht durch eine im Gehirn befindliche Zyste. Das Leitsymptom ist eine Gehirnentzündung, an der mehr als 28 % der HIV-Infizierten im AIDS-Stadium mit IgG-Titern erkranken. Diese gehirntoxoplasmose manifestiert sich meistens mit Fieber.

Bei Immungeschwächten mit anderen Ursachen erfolgt eine über den ganzen Körper ausgedehnte Infektion durch die Reaktivierung von Zysten in Muskulatur, Niere oder anderen Körpergeweben. 

Ablauf einer Toxoplasmose-Reaktivierung bei Immungeschwächten

Da Toxoplasma ein opportunistischer Erreger ist, kann sich der Parasit bei Personen mit mangelhaften T-Zell-Antworten reaktivieren. Bei den betroffenen Personen werden Bradyzoiten aus den zerfallenden Zysten freigegeben. Diese wandeln sich dann in Tachyzoiten um und infiltrieren Zellen des umgebenden Gewebes. Das Resultat daraus sind lokale Entzündungen.

Durch intrazelluläre Vervielfältigung im Gehirn entstehen nekrotische Läsionen v. a. im unteren Bereich des Großhirns. Besonders kritisch sind entstehende Schäden, wenn Zellen von Gefäßwänden involviert werden und dadurch die Gefäße aufbrechen. Die daraus resultierenden Folgen sind Thrombosen & Blutungen, die ihrerseits einen Sauerstoffmangel in nachgeordneten Gehirnbereichen bewirken. Dieser Mangel an Sauerstoff führt zum Absterben von Gewebe mit dem Resultat von großen Nekrosen.

Vormals traten solche Enzephalitiden, die unbehandelt zum Tod führen, in Mitteleuropa bei rund jedem 4. AIDS-Patienten auf. Bei diesen Patientengruppen können sich in allen Organen, meistens aber Gehirn Entzündungsherde bilden und zu entsprechenden klinischen Anzeichen, wie z. B. Lähmungserscheinungen & Krampfanfällen führen.

Mögliche Symptome bei Immungeschwächten (HIV, Krebs & Chemo, Transplantat)

Ohne eine entsprechende Therapie ist die Sterblichkeit hoch.

  • Benommenheit

  • Bewegungsstörungen

  • Fieber

  • Gerinnungsstörung (selten)

  • Halbseitenlähmung 

  • Herzmuskelentzündung 

  • Hirnnervenlähmungen

  • Hirntoxoplasmose (häufigste ZNS-Infektion bei AIDS-Patienten)

  • kognitive Störungen

  • Kopfschmerzen

  • Kräfteverfall

  • Krampfanfälle

  • Leberentzündung 

  • Lungenentzündung 

  • Sehstörungen

  • septische Streuung

Augentoxoplasmose

Die Toxoplasmen sind echte Globetrotter. In der durch sie verursachten parasitären Zoonose, der Toxoplasmose, stellen sie ein Problem weltweiter Erblindung dar. Hauptquellen für die Infektionen in Mitteleuropa sind an erster Stelle das Essen von ungenügend gekochtem und rohem Fleisch. An zweiter Stelle kommt die orale Aufnahme von Oozysten durch infizierte Katzen. 

Die klinischen Unterscheidungskriterien der Augentoxoplasmose

  • Zeitpunkt des Auftretens (vor oder nach der Geburt)

  • Klinischer Manifestation (Erstinfektion bzw. Reaktivierung)

  • Lokalisation

  • an die Pupille anlehnend (zentral) „Zone 1“-Läsion in Anlehnung an Zytomegalovirus (CMV) Retinitis

  • außerhalb der Gefäßbögen

  • Sonderform PORT: Charakterisiert durch multifokale, kleine Läsionen in Netzhaut und retinalem Pigmentepithel (RPE).

Ein Befall der Augen, vornehmlich in Form einer Netzhautentzündung, kommt wahrscheinlich häufiger bei einer vorgeburtlichen als bei einer später erworbenen Infektion vor. 

Die typischen Symptome einer Augentoxoplasmose

Auffälligste Symptome sind

  • entzündlicher Solitärherd im "gelben Fleck" der Netzhaut 

  • pupillennaher Entzündungsherd 

Ebenfalls kann eine

  • Bindehautentzündung 

  • gleichzeitige Entzündung der Iris und des Ziliarkörpers 

  • Augenmuskellähmungen

  • Entzündung des Hirnnervs bzw. einer Gefäßentzündung der Netzhaut auftreten.

Erstmanifestation von akut erworbener & angeborener Augentoxoplasmose

Die akut erworbene Augentoxoplasmose zeigt sich zumeist in einem einzigen geschädigten Bereich. Typisch ist die überwiegend herdförmige Entzündung von Ader- & Netzhaut (nekrotisiert), die von den inneren Schichten der Netzhaut ausgeht.

Bei der angeborenen Infektion sind eher Gruppen von Läsionen und Narben üblich. Dabei sind zu ca. 30% die vorderen Augenabschnitte durch eine (nicht)-knotenartige Entzündung betroffen. Ein gleichzeitig erhöhter Innenaugendruck wird als Hinweis auf einen schweren Verlauf gewertet.

  • akut auftretende Sehbeeinträchtigung, „verschwommenes Sehen“

  • Flocken im Gesichtsfeld

  • veränderte bzw. verzerrte Wahrnehmung der Umgebung 

Bei einer Beteiligung des "gelben Flecks" kommt es zu einer deutlichen Sehbeeinträchtigung.

Reaktivierungen

Häufig treten Reaktivierungen innerhalb von fünf Jahren und bei bis zu 80 % der Patienten auf. Selbst nach längerer Zeit können diese Veränderungen beobachtet werden. Dabei sind sie nur selten an beiden Augen gleichzeitig zu finden. „Frische“ Herde weisen oft eine unklare Begrenzung direkt neben einer alten Narbe (Netz- & Aderhaut) auf. Durch starke Wucherungen des Pigmentepithels der Netzhaut entstehen oft dunkel pigmentierte Narben.

Besonders häufig sind die Entzündungsherde am hinteren Augenpol innerhalb der Gefäßbogen lokalisiert; die sogenannte Zone 1-Läsion. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einem streuenden Befall. Die Reaktionen zwischen den lokalen Antigenen und den zirkulierenden Antikörpern bewirken teilweise eine Gefäßentzündung in der Netzhaut. Die dadurch entstehende Störung der Blut-Netzhaut-Schranke führt zu einer heftigen zellulären Entzündungsreaktion im Glaskörper.

Für die oft sehr deutliche ausfallende Infiltration scheint ebenfalls der Befall der inneren Netzhautschichten von Belang zu sein. Die Schwere der krankheitsbedingten Veränderungen scheint mit der Zahl der Reaktivierungen zuzunehmen.

Patientenalter

Das Alter bei einer Erstinfektion scheint einen deutlichen Einfluss auf das klinische Krankheitsbild zu haben. Oftmals sind Patienten vom 10-30 Lebensjahr von erworbener Toxoplasmose betroffen. Die schwersten Verläufe treten hingegen häufig bei Patienten über 50 Jahre auf. Sie wiesen häufiger

  • mehrgruppige Herde

  • große Herde (Größe > 3 Papillendurchmesser),

  • eine verlängerte Dauer der Entzündung (> 8 Wochen) auf.

Pathophysiologie & Immunantwort

Ausgehend von den lebenslang bestehenden Gewebezysten in der Netzhaut kommt es zu herdförmigen Verletzungen und Entzündung von Netz- und Aderhaut (Nekrose). An den pathologischen Veränderungen sind sowohl Parasiten als auch die Immunantwort beteiligt. Die Immunantwort besteht einerseits aus einer zellulären & andererseits aus einer humorale Reaktion. Als humorale Abwehr bezeichnet man die nicht zellulären Anteile des Immunsystems. Das betrifft vor allem im Blutserum gelöste Stoffe, wie z. B. Immunglobuline und Lysozyme.

Bei Patienten mit einer T.-gondii Infektion können Immunglobuline (M)-, Immunglobuline (G)- und Immunglobuline (A)-Antikörper im Serum und Kammerwasser nachgewiesen werden.

Kinder

Toxoplasmose stellt bei der entzündlichen Augenerkrankung im Kindesalter, die häufigste Ursache dar. Hierbei geht es um eine Entzündung, die den hinteren Augenabschnitt im Bereich der Aderhaut befällt. Die Infektion des Auges besteht aus einer entzündlichen Erkrankung der Netz- & Aderhaut (nekrotisierend). Medizinisch ist diese als Retinochorioretinitis bekannt. Sie tritt als weißlich-flauschiger Herd in Erscheinung und wird begleitet von einer Entzündung des Glaskörpers und Beteiligung der Vorderkammer. Sie hinterlässt eine umgrenzte, verkümmerte & funktionslose Narbe mit hellem Zentrum und dunkel pigmentiertem Randsaum.

Bei einer Beteiligung des "gelben Flecks", dem Areal im hinteren, zentralen Bereich der Netzhaut, kommt es zu massiver Sehbeeinträchtigung. Die Folgen können Erblindung & Schielen (infolge einer anderen Erkrankung) sein. Im Gegensatz dazu haben periphere Herde praktisch keine bedeutsame Sehbeeinträchtigung zur Folge.

Immungeschwächte

Die Augentoxoplasmose verläuft bei Immunschwäche häufig uncharakteristisch mit

  • schwerem Verlauf
  • mehreren aktiven Entzündungen & Verletzungen von Ader- & Netzhaut (ohne ältere Herde)

  • beidseitige, aktive Läsionen der Netzhaut (bis zu 38 %)

  • Beteiligung des Zentralnervensystems (bis zu 50 % bei HIV-Infizierten).