Epilepsie bei Katzen: vor dem ersten Tierarztbesuch

 

Katzenhalter beschreiben bei der Vorstellung ihres Tieres oft ein Ereignis, das einen epileptischen Anfall vermuten lässt. Beim Tierarztbesuch selbst ist die Katze zumeist anfallsfrei und erschwert damit die richtige Diagnose. Aufgrund dieses Umstandes ist es extrem wichtig, dass der Arzt detaillierte Fragen stellt. Anhand der Antworten kann er in einschätzen, ob es sich bei dem Vorfall wirklich um einen Anfall gehandelt hat und welche Ursache diesem zugrunde liegt. Weitere diagnostische Verfahren sollten die Vermutung selbstverständlich bestätigen.

Bestenfalls hat man detaillierte Notizen zum Anfallsgeschehen und ein Video, das einen Anfall dokumentiert.

Differenzialdiagnostische Fragen des Tierarztes

  • Geschlecht, Alter & Rasse der Katze

  • Bestimmte Störungen treten je nach Altersgruppe & Rasse gehäuft auf. 

  • In welchem Alter fand der erste Anfall statt und ereignete sich dieser innerhalb der letzten Wochen oder Monate

  • Reaktive "Epilepsie" wie z. B. durch Vergiftung oder Stoffwechselerkrankung & strukturelle Epilepsie können auf der Verdachtsliste höher eingestuft werden, wenn die Anfälle erst vor Kurzem begonnen haben. Bei einer Katze mit wiederkehrenden Anfällen über einen längeren Zeitraum ist das Vorliegen einer genetischen oder unbekannten Epilepsie wahrscheinlicher. Die Katze weist zwischen den Anfällen ein normales Verhalten auf.

  • Zeigte die Katze bereits vor dem eigentlichen Anfall Verhaltensauffälligkeiten

  • Mit einem Anfall zusammenhängende charakteristische Vorzeichen, sprechen eher für echte Anfälle als andere mögliche Störungen wie Narkolepsie oder Synkope.

  • Wie würden Sie den Anfall ihrer Katze beschreiben

  • Anfälle die den ganzen Körper umfassen werden oft mit Ursachen außerhalb des Schädels, erblicher Epilepsie und vereinzelt mit struktureller, infektiöser, immunvermittelter, metabolischer und unbekannter Epilepsie in Zusammenhang gebracht. Krampfanfälle die nur Körperteile umfassen (fokal) & fokale die sekundär verallgemeinern, können bei einigen Katzenrassen genetisch sein, werden aber auch mit einer Störung innerhalb des Schädels wie struktureller, infektiöser, immunvermittelter, metabolischer oder unbekannter Epilepsie in Verbindung gebracht. Es sind auch fokale Anfälle zu beobachten, die bei Katzen häufiger im Gesicht beginnen und dann mit geringer motorischer Bewegung verallgemeinern.

  • Wie lange dauerte der letzte Anfall

  • Viele Krampfanfälle bei Katzen dauern "nur" ein paar Sekunden oder Minuten. Mit dem Status epilepticus kann ein dauerhafter Anfall eintreten, der unbehandelt tödlich ist. Die sog. fokalen Anfälle können kurz sein, aber auch in Clustern auftreten.

  • Verhielt sich die Katze ungewöhnlich nach dem letzten Anfall

  • Details zu Anzeichen nach dem Anfall können wichtig sein, um epileptische Anfälle zu bestätigen, da diese Aktivität nicht bei Synkopen, Narkolepsie oder REM-Störungen zu beobachten ist. Vereinzelt müssen Katzen aufgrund anhaltender Hyperaktivität sediert werden. Es kann aggressives Verhalten auftreten und mit einer weiteren Behandlung sollte gewartet werden, bis die Katze sich beruhigt hat.

  • Zeigte die Katze zwischen den Anfällen ein normales Verhalten

  • Liegen zwischen den Anfällen längere Pausen/ bleiben aus oder hat die Katze plötzlich mehrere oder häufige Anfälle? Verhält sich die Katze zwischen den Anfallen normal und wie lange dauert es, bis sie diesen Status erreicht? Sofern das Verhalten der Katze zwischen den sich wiederholenden Anfällen ungewöhnlich ist, sind Störungen außerhalb des Schädels (reaktiv), strukturelle, infektiöser, immunvermittelte oder metabolische Epilepsie wahrscheinlicher.

  • Traten die Anfälle im Zusammenhang mit Schlafen, Füttern, Diät, fortlaufender Bewegung oder Stress auf

  • Sind diese fortschreitend bzw. werden stärker in ihrer Ausprägung? Bei "Anfällen" im Zusammenhang mit Schlafen kann es sich neben Epilepsie auch um einen Myoklonus oder Narkolepsie handeln. Die meisten narkoleptischen Anfälle können durch Schlafen und ausdauernde Bewegung durch Hypokreatinmangel ausgelöst werden. Falls es sich bei dem Auslöser um Stress handelt, kann auch eine Zwangsstörung vorliegen.

  • Wurde das Tier ausreichend gegen Infektionen geimpft und erfolgten regelmäßige Parasitenbehandlungen

  • Parasitärer Befall & Infektionen (FIP, FeLV) können Anfälle auslösen.

  • Gab es in der Vergangenheit weitere auftretende Krankheiten

  • Beispielsweise können ein vorhergehendes Trauma, Infarkt, eine Bisswunde, endokrine Störungen & Gehirnentzündung teilweise noch Jahre später Anfälle hervorrufen. 

  • Hat(te) die Katze eine Kopfverletzung

  • Vernarbungen des Gehirns können auch noch Monate nach einer Kopfverletzung Krampfanfälle verursachen.

  • Sind Anfälle weiterer Familienmitglieder bekannt

  • Liegen bereits Informationen zu Epilepsien bei den Eltern oder Geschwister vor, ist eine genetische Variante wahrscheinlich. Da allerdings Bewegungsstörungen Krampfanfällen nicht nur ähneln, sondern auch familiär bedingt sein können, ist bzgl. des Befundes Skepsis angebracht.

  • Bekam die vorgestellte Katze eine bestimmte Nahrung oder Diät

  • Ein Mangel an Thiamin ist zwar selten, kann aber dennoch bei Katzen Krampfanfälle hervorrufen. Hinterfragt werden sollten auch Nahrungsergänzungsmittel, Kräuter & rohe Produkte.

  • Wurden bereits in diesem Kontext Medikamente verabreicht oder Behandlungen durchgeführt. 

  • Dokumentierte Dosierungen & Therapien inkl. deren Wirksamkeit können hilfreich für den zukünftigen Therapieplan sein und Mehrfachtests/-behandlungen vermeiden.

  • Ist die Katze auch außerhalb des Hauses unterwegs oder hat Zugang zu Medikamenten oder Giften

  • Wenn die Katze Zugang zu möglichen Giften hat, kann es sich um reaktive Anfälle handeln.