Tierquälerei: Definition, Arten & Motive

Definition

Es gibt (inter-)national sowie von Autor zu Autor sehr uneinheitliche Definitionen für Tierquälerei.

Autoren Kellert und Felthous

... absichtliches Zufügen von Leiden, Verletzung und Schmerz bei einem Tier.

Entwicklungspsychologe Ascione

... gesellschaftlich nicht akzeptiertes Verhalten, das absichtlich bei einem Tier unnötige Schmerzen, Leiden oder Stress und/oder seinen Tod verursacht. Dabei gestaltet es sich bei Tieren schwieriger, das Ausmaß des Leidens zu beurteilen als bei Menschen, vor allem dann, wenn es sich um psychische Belastung handelt. Ein Urteil ist nur mithilfe von Kenntnissen über artspezifische Wahrnehmung und deren Antwortmuster möglich. Nach dieser Definition von Ascione ist Tierquälerei im eigentlichen Sinne abzugrenzen von ...

  • nicht böswilliger Misshandlung von Lebewesen z. B. aus Unwissenheit

  • Maßnahmen, die für die Lebensmittelgewinnung »wichtig« sind, wie Tierhaltung und -schlachtung.

  • »kulturell verankerte« und damit gesellschaftlich akzeptierte »Traditionen.«

Der Begriff Tierquälerei wird von Ascione auf absichtlich ausgeführtes Fehlverhalten beschränkt – womit Fahrlässigkeit und Gleichgültigkeit von vornherein ausgeklammert sind. Diese Eingrenzung ist auch bei der Misshandlung durch Kinder von Bedeutung, die Tiere teilweise aus Unwissenheit leiden lassen, damit aber seiner Definition nach keine Tierquälerei begehen. 

The Encyclopedia of Applied Animal Behaviour and Welfare

Tiermisshandlung oder Tierquälerei liegt vor, wenn Menschen Tieren vorsätzlich und aktiv erheblichen Schaden zufügen oder es versäumen diesen in ihrem Verantwortungsbereich angemessen zu begegnen. Hierzu zählen die Vernachlässigung der Versorgung mit gesunder Nahrung und Wasser, einem geeigneten Unterstand oder tierärztlicher Versorgung. In den meisten Rechtstexten wird die Schädigung von Tieren nicht als Grausamkeit oder Missbrauch betrachtet, wenn sie im Rahmen der landwirtschaftlichen, Management- oder Forschungspraxis erfolgt und wenn der Schaden nicht größer ist, als zur Erreichung des Zwecks für notwendig erachtet wird (zweckorientierte Ethik). 

 

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Deutsches Tierschutzgesetz

Aggression & Gewalt — Unterscheidung & Faktoren 

Bei Straftätern, denen es an der Fähigkeit mangelt, den emotionalen Zustand anderer zu verstehen und die von ihren Bezugspersonen Gewalt und Misshandlung erfahren haben, können in Zeiten von Stress und emotionaler Frustration aggressives und gewalttätiges Verhalten an den Tag legen. Die in der BAU-Studie (Behavioral Analysis Unit) untersuchten Täter haben aggressive und gewalttätige Handlungen an Tieren begangen [mehr zur BAU-Studie weiter unten]. Aggression und Gewalt, obwohl scheinbar einfach und geradlinig, enthalten komplexe Grundlagen, die aus entwicklungspolitischer, biologischer, sozialer und ökologischer Sicht untersucht wurden. Wichtig ist, dass Aggression nicht mit Gewalt verwechselt werden sollte.

  • Aggression: eine gewaltsame Handlung oder ein gewaltsames Vorgehen, die Praxis, Angriffe auszuführen oder feindseliges, schädliches oder zerstörerisches Verhalten oder eine feindselige Einstellung.

  • Gewalt: absichtlicher Akt der körperlichen Aggression gegen ein anderes Wesen, der wahrscheinlich körperliche Verletzungen verursacht.

Historisch gesehen hat es immer schon Gewalt zwischen Menschen gegeben und Menschen haben auch anderen Spezies Gewalt angetan. Die Vorhersage von Gewalt ist aufgrund der verschiedenen statischen und dynamischen Faktoren, die zu einem bestimmten Zeitpunkt auf eine Person einwirken können, bekanntermaßen kompliziert. Darüber hinaus wird die Art und Weise, wie wir die Angemessenheit von Aggressionen interpretieren und beurteilen, von den Werten und Einstellungen einer Gesellschaft beeinflusst. Beispielsweise kann Gewalt von Gruppen und Ländern in Kriegszeiten oder auf der Grundlage von Gesetzen, die von staatlichen Stellen erlassen wurden, wie etwa die Jagd, sanktioniert werden.

Forscher haben verschiedene Faktoren untersucht, die nachweislich zum Gewaltpotenzial beitragen, und Instrumente zur Risikobewertung entwickelt, die in klinischen, forensischen und Forschungseinrichtungen eingesetzt werden. Ein solches Modell ist das biopsychosoziale Modell, das Risikoindikatoren enthält, die in drei breitere Kategorien unterteilt sind:

  • sozial/ökologisch

  • individuell/psychologisch

  • biologisch

Arten von Tierquälerei & Gewalt

Die Bandbreite von Tiermisshandlungen erstreckt sich von passiver über reaktive bis hin zu aktiver und räuberischer Gewalt. Ob ein bestimmter Fall Tierquälerei darstellt oder nicht, wird von Fall zu Fall entschieden. Diese Entscheidung kann von einem Tierschutz- oder Strafverfolgungsbeamten zum Zeitpunkt des Vorfalls oder später von einem Staatsanwalt getroffen werden. Es folgen einige Oberbegriffe — eine einzelne Auflistung würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Als Beispiel sei hier die Unterhaltungsindustrie angeführt. Diese umfasst u. a. Zoos, Zirkusse, Terrarien, Aquarien sowie Fernseh- & Radiosendungen als auch Bücher, Zeitschriften und Social Media. Entsprechende Kategorien könnten ihrerseits nochmals unterteilt werden.

- Misshandlung

- Quälerei

- Missbrauch

- Tierversuch

- Tierkampf

- Anthropomorphismus

- Zucht

- Nahrungsmittelindustrie

- kulturelle Rituale

- Unterhaltungsindustrie

Autoren Vermeulen und Odendaal

Anlehnung der Typologie an die Einteilung des Autors Fattah für Kindesmissbrauch.

  • Kinder und Tiere sind ihren Angreifern meist physisch unterlegen

  • Beide Gruppen haben Schwierigkeiten Entscheidungen weitblickend zu treffen und die daraus folgenden Konsequenzen zu überblicken.

Differenzierung

  • körperlicher Missbrauch (aktive Misshandlung, passive Vernachlässigung, kommerzielle Ausbeutung)

  • psychischer Missbrauch (aktiv und passiv)

  • sexueller Missbrauch

Letzterer kann evtl. auch zu physischem Missbrauch gezählt werden, sofern man der körperlichen Traumatisierung gegenüber der psychischen mehr Gewicht zuschreibt. 

 

Arten von Aggression – passiv, reaktiv & aktiv

Passive Misshandlung durch Unterlassung 

Eine passive Misshandlung ist darauf zurückzuführen, dass ein Halter die Tier-züchterischen, medizinischen oder ernährungsphysiologischen Bedürfnisse nicht erfüllt. Diese umfassen Hunger, Dehydrierung, Parasitenbefall, Versäumnisse bei der Bereitstellung angemessener Unterkünfte und/oder tierärztliche Versorgung. Jemand der dieser Verbrechen beschuldigt wird, kann Unwissenheit geltend machen. Aus diesem Grund müssen die Anzeichen und Symptome diagnostisch von anderen Ursachen getrennt werden, die auf medizinische Bedingungen zurückzuführen sind. Häufig treten solche Versäumnisse in Form von offenen infizierten Wunden, Auszehrung, unsachgemäß verheilten Frakturen, schweren Zahnerkrankungen und chronischen Erkrankungen im Zusammenhang mit unbehandelten Nierenerkrankungen, Krebs, Infektionen und Stoffwechselkrankheiten zutage. 

 

Affektive (emotional/reaktiv) und instrumentelle (räuberisch/aktiv) Gewalt — Meloy's bimodale Theorie 

In den letzten 80 Jahren haben Forscher und Kliniker eine bimodale Sichtweise von Gewalt verwendet, um Aggressionen zwischen verschiedenen Säugetierspezies inkl. Menschen zu kategorisieren.

  • affektive (emotionale/reaktive) Gewalt 

  • räuberische (instrumentelle/aktive) Gewalt

Affektiver Gewalt geht ein hohes Maß an spontaner autonomer Erregung wie Wut und Angst im Sympathikus voraus und ist eine Reaktion auf wahrgenommene bedrohliche unmittelbare Ereignisse. Ihr biologischer Auslöser ist die Amygdala, ein mandelförmiger Bereich innerhalb des limbischen Systems des Gehirns. Solche vermeintlichen Bedrohungen können interne oder externe Auslöser und Ursachen haben. Interne Bedrohungen können von psychotischen Prozessen (Wahnvorstellungen) und externe von subjektiv wahrgenommenen Angriffe herrühren. Andere Forscher bezeichnen affektive Gewalt als impulsiv, reaktiv, feindselig, ängstlich, wachsam, emotional oder expressiv – evolutionäre Grundlage ist der Selbstschutz. 

Räuberischer Gewalt liegt ein Mangel/Fehlen von autonomer Erregung, Emotionen und Bedrohung voraus – oft eine vorsätzliche und geplante Tat. Evolutionäre Grundlage ist hierbei die Jagd nach Nahrung und sein biologischer Ausgangspunkt ist der präfrontale Kortex. Diese Form entwickelte sich, als Menschen begannen Tiere zu jagen und lernten ihre Übererregung zu kontrollieren. Bei Emotionen, die während eines solchen Gewaltaktes zum Ausdruck gebracht werden, handelt es sich mehr um die Vorwegnahme von Dysphorie bzw. Heiterkeit als Angst oder Wut. Im Gegensatz zur affektiven Gewalt geht die räuberische Form oft mit dem Wunsch nach Geld, Macht, Dominanz, Sex und Territorium einher. Andere Forscher bezeichnen räuberische Gewalt als instrumentelle, vorsätzliche, proaktive oder kaltblütige Gewalt.

Affektive und räuberische Gewalt schließen sich nicht zwangsläufig gegenseitig aus. Forscher haben Merkmale identifiziert, die darauf hinweisen, ob eine Gewalttat mehr oder weniger räuberisch oder affektiv ist. Meloy berichtet, dass Gewalttaten Elemente affektiver als auch räuberischer Gewalt enthalten können und je nach dem Grad der Planung, spontaner Erregung, wahrgenommener Bedrohung, Emotion, des Bewusstseins oder Ziels betrachtet werden. Obwohl die oben genannten Definitionen von Gewalt  allgemein als zweigeteilte Kategorien Erwähnung finden, werden diese daher besser als Kontinuum betrachtet und von Meloy als bimodale Häufigkeitsverteilung bezeichnet. Bei den affektiven Tätern ist die kognitive Funktion beeinträchtigt. Zu den physiologischen Einflüssen auf affektive oder räuberische Gewalt gehört Dopamin. Ein erhöhter Serotoninspiegel (Neurotransmitter) hemmt affektive und cholinerge Stimulation erleichtert räuberische Gewalt.

Instrumentelle/reaktive Gewalt — Woodworth & Porter`s Skala 

In Übereinstimmung mit Meloy's Sichtweise und basierend auf Cornell et al. teilen diese Autoren die Kriterien in reaktive Aggression (ähnlich affektiver Gewalt) und instrumentelle Aggression (ähnlich räuberischer Gewalt) ein. Die Skala orientiert sich ebenfalls an einem Kontinuum.

  • reaktiv

  • reaktiv/instrumental

  • instrumental/reaktiv

  • instrumental

Eine Studie erweitert die Skala mit Schnittmengen in vier Kategorien.

  • primär affektiv

  • affektiv/prädatorisch

  • räuberisch/affektiv

  • primär räuberisch

Einteilung gem. Kenneth E. Moyer`s Klassifikation tierischer Aggression – Levi, Nussbaum & Rich

Identifizierung spezifischer Aggressionstypen – Motivationen, Emotionen und/oder kognitive Faktoren.

  • räuberisch

    Der räuberische Typ basiert auf einem Mangel an Emotionen und Einfühlungsvermögen in Verbindung mit auf Gewinn basierender Motivation. Der Gewaltakt wird in der Regel beendet, wenn die Person ihr Ziel erreicht hat. Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass ihre Ausübung mit der von reizbaren Tätern vergleichbar ist. Ein inhibitorischer Test bzgl. Hemmungskontrolle (IVA) förderte zutage, das diese der von gewaltfreien Gruppen ähnelt.

  • reizbar

    Der gereizte Typ reagiert aggressiv mit Wut und Erregung infolge einer persönlichen Beleidigung und beendet die Gewalt erst, wenn die physiologische Erregung zur Erschöpfung geführt hat.

  • defensiv

    Dieser Typus reagiert heftig, wenn er Angst erlebt, die auf einer (un)realistischen Täuschung über einen wahrgenommenen/ tatsächlichen Angriff beruht.

In der Literatur über häusliche und andere familiäre Gewalt gibt es einige Kontroversen darüber, ob die Gewalttaten eine reaktive (affektive) oder instrumentelle (räuberische) Grundlage haben. Gullone schlägt vor, dass die meisten familiären oder häuslichen Gewalttaten gem. Flynn als instrumentell und/oder räuberischer Natur eingestuft werden. Flynn stellte fest, dass das Hauptziel der meisten Täter im Zusammenhang mit interpersoneller Gewalt darin besteht, Kontrolle über Menschen auszuüben und entsprechend als vorsätzlich gilt.

Vergleich von affektiven & räuberischen Tätern — FBI's Behavioral Analysis Unit (BAU)

Angesichts der unterschiedlich involvierten Hirnregionen liegt es nahe, dass die Gewaltformen bzgl. wer, was, wie, warum sowie dem Grad der physiologischen Erregung verschieden sind. Sofern möglich, untersuchte diese Einheit potenzielle Unterschiede. Die BAU-Studie wurde durchgeführt, um ein umfassenderes Verständnis der Beziehung zwischen Tierquälerei, anderen Gewalttaten und Aggressionen zu gewinnen. 

Hauptkategorien

  • Bedürfnisse/Wünsche des Täters

  • Handlungen des Tieres

  • aufgrund einer dritten Person

  • Emotionen des Täters

  • Andere

Unterkategorien | Gesamtstichprobe – Affektiv – Raubtierhaft

  • Vergeltungsmaßnahmen gegen Menschen 121 57.3 % – 71 85.5 % – 40 33.9 %

  • Bestrafung für unerwünschte(s) Verhalten 96 45.5 % – 49 59.0 % – 39 33.1 %

  • Tier unerwünscht 92 43.6 % – 14 16.9 % – 76 64.4 %

  • Andere Gründe 47 22.3 % – 20 24.1 % – 27 23.0 %

  • Befriedigung eines Vorurteils gegenüber einer Tierart 38 13.0 % – 14 16.9 % – 22 18.6 %

  • Kontrolle ausüben 30 14.2 % – 12 14.5 % – 16 13.6 %

  • Sadismus (unspezifisch) 16 7.6 % – 1 1.2 % – 15 12.7 %

  • antisoziales Verhalten anderer Art 11 5.2 % – 4 4.8 % – 5 4.2 %

  • Wut & Anspannung abreagieren 5 2.4 % – 2 2.4 % – 3 2.5 %

  • Andere Motivationen 5 2.4 % – 0 0.0 % – 5 4.2 %

Ergebnisse

  • Interpersonelle Gewalt

    Gewalt durch gegenwärtigen oder ehemaligen Partner: 72,2 % affektive und 49,1 % räuberische Täter – bestätigt wird dieses durch die folgende latenten Klassenanalyse.

  • Kriminelle Vorgeschichte

    Affektive Täter wiesen erhöhte Raten bzgl. Drogendelikten, Übergriffen und impulsiverem Verhalten auf. Räuberische Täter hingegen durch Betrug und Verstöße, die sich besser planen lassen.

  • Verhalten

    Das reaktive Verhalten von affektiven Tätern ist ein Hinweis darauf, warum von ihnen häufiger bekannt wird eine Täter-Opfer Beziehung zu haben. Zu den Fällen gehören Tierquälereien, die von dem affektiven Täter gegen ein Familienmitglied benutzt wurden. Darüber hinaus Fälle, in denen sich das Tier mit dem Täter im Haus befand und sich »falsch« verhalten hatte – was zu einer impulsiv-gewalttätigen Reaktion führte. Zu diesen Handlungen gehörten Schlagen, Werfen, Würgen und Treten. Diese Taten bedurften keines Instruments, um die Tat zu begehen. Dieses Ergebnis stimmte mit den Ergebnissen bezüglich des Gebrauchs von persönlichen Waffen (Hände/Füße) oder Instrumenten (Pistolen, Messer usw.) überein. Affektive Täter benutzten insgesamt mehr persönliche Waffen als räuberische Täter.

    Räuberische Täter schossen oder stachen häufiger auf das Opfer ein und benutzten ein Instrument (Messer, Waffe, Feuer) – die Ausnahme bildete in einem Fall die Verwendung eines stumpfen Gegenstandes. Dieses Instrument könnte vom Täter mitgebracht worden sein, wie z. B. ein Baseballschläger oder es war eine impulsive Handlung, wie das Schlagen auf den Kopf mithilfe eines Steins.

  • Todesursache

    Affektive Täter bevorzugen Erstickung und stumpfe Gewalt – räuberische Täter Schusswaffen und »Euthanasie«.

  • Motivation

    Bei räuberischen Tätern standen häufig narzisstische Bedürfnisse/Wünsche, das unerwünschte Tier an sich und unspezifischer Sadismus im Vordergrund. Levi, Nussbaum, & Rich fanden heraus (s. Meloy's bimodale Theorie), dass räuberische Gewalttäter zwar eine ähnliche Hemmungskontrolle wie gewaltfreie Gruppen haben. Allerdings setzen räuberische Täter ihre Bedürfnisse und Ziele auch mittels Gewalt durch. Motivationen der affektiven Gruppe waren häufig dritte Personen und das Verhalten des Tieres.

     

     

Latente Klassenanalyse – Schätzung latenter Klassen (Cluster)

Es handelt sich bei der LCA um ein Klassifikationsverfahren, bei dem latente diskrete Klassen auf der Grundlage beobachtbarer (manifester) Variablen modelliert werden. Fox und Farrington stellten fest, dass die Zunahme der Verwendung in der kriminologischen Forschung auf ihre Verwendbarkeit zur Aufdeckung zugrunde liegender Muster oder Untergruppen zurückzuführen ist. Das Ziel dieser Technik besteht darin, Themen in Kategorien zu gruppieren, in denen Personen innerhalb einer Gruppe einander ähnlich sind – sich aber qualitativ von Personen in anderen Kategorien unterscheiden. Sie weisen darauf hin, dass die LCA im Vergleich zu anderen statistischen Analysen vorteilhaft ist, weil sie sich auf personenbezogene Fallwahrscheinlichkeiten stützt. 

  • Bayesianisches Informationskriterium (BIC)

  • Likelihood-Funktion/Plausibilitätsfunktion (LL)

Indikatoren – latentes Klassenanalyse Modell I 

  • Täter übte hauptsächlich räuberische Gewalt aus

  • Täter hatte eine Beziehung zu dem Tier

  • Festnahme wegen zwischenmenschlicher Gewalt

  • Täter verübte Gewalt mit einer persönlichen Waffe 

  • Täter mit einer persönlichen Waffe und einem oder mehreren Instrumenten 

Bezeichnung der drei Cluster in Modell I

  • Cluster 1

    Täter die mit größter Wahrscheinlichkeit räuberische Gewalt ausüben – 51 % der Gesamtmenge

  • Cluster 2

    Täter die mit größter Wahrscheinlichkeit affektive Gewalt ausüben – 28 % der Gesamtmenge

  • Cluster 3

    Täter die sowohl affektive als auch räuberische Gewalt ausüben – 21 % der Gesamtmenge. Die affektive Gewalt ist hierbei stärker ausgeprägt, jedoch nicht so stark wie in Cluster 2. 

Wichtige Ergebnisse der Latenzklassenanalyse

Es gibt statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Clustern in der Wahrscheinlichkeit, dass der Täter ...

  • in erster Linie räuberisch agiert

  • eine Beziehung zu dem Tier hat

  • eine persönliche Waffe benutzt

  • bereits wegen zwischenmenschlicher Gewalt festgenommen wurde.

Cluster 1: Täter mit größter Wahrscheinlichkeit primär räuberische Gewalt auszuüben. Diese hatten meist keine Beziehung zu dem Tier und wurden trotz zwischenmenschlicher Gewalt bisher nicht inhaftiert.

Cluster 2: Täter mit größter Wahrscheinlichkeit primär affektive Gewalt auszuüben.

Cluster 3: Täter mit einer großen Wahrscheinlichkeit vorwiegend affektive Gewalt auszuüben – teilweise auch räuberische Merkmale. Es bestand die hohe Wahrscheinlichkeit für eine Mensch-Tier Beziehung.

Cluster 2 & 3: Lagen sehr nahe beieinander, was die größte Wahrscheinlichkeit für eine Festnahme wegen zwischenmenschlicher Gewalt betrifft. Cluster 2 hatte hier eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit als der Täter aus Cluster 3. Beide Cluster haben im Gegensatz zu Cluster 1 eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für zwischenmenschliche Gewalt. Täter des Clusters 2 benutzen im Vergleich zu Tätern des Clusters 1 & 3 mit signifikant höherer Wahrscheinlichkeit eine persönliche Waffe.

Motive & Motivationen

Die Motive und Motivationen sind vielfältig, oft vielschichtig und komplex. Wie aus den Fachliteraturen hervorgeht, besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Tierquälern und Tätern interpersoneller, häuslicher und familiärer Gewalt. Wie in späteren Texten noch ersichtlich wird, spielen hierbei die (vermenschlichte) Rolle des Haustiers als Familienmitglied, sowie das ausgeprägte Schmerzempfinden als Säugetier bei gleichzeitiger Wehrlosigkeit eine Rolle. Studien haben belegt, dass einstige Kinder die Opfer von Missbrauch und Gewalt waren, als Erwachsene häufiger zum gleichem Verhalten neigen. Das ist der einer der vielen Gründe warum eine Intervention bei misshandelten, missbrauchten und/oder aggressiven Kinder sehr wichtig und ein Wegsehen oder Verharmlosen fatal ist.

Allgemeine Motive für Tiermissbrauch, Tiermisshandlung oder Tierquälerei

  • monetärer Antrieb (Massentierhaltung, Zucht)

  • persönliche Vergeltung (impulsives Verhalten als Ausdruck von Machtlosigkeit)

  • sexuelle Persönlichkeitsstörung (Erregung durch Missbrauch)

  • Vernachlässigung (z. B. bei hoarding)

  • sadistische Persönlichkeitsstörung (teilw. genetische Veranlagung und oft unkontrollierbar)

  • Tierversuche (Pharmakonzerne, Forschungseinrichtungen, Krankenhäuser)

  • Kontrolle von Menschen (Menschen durch Gewaltandrohung erpressen)

  • Tierphobie (Ursache oft in der Kindheit, erlerntes bzw. anerzogenes Verhalten durch die Mutter)

  • mangelnde Erziehung (keine Vermittlung von Ethik, Moral, Empathie und Mitleid durch die Eltern)

  • Nervenkitzel (Tier ist Mittel zum Zweck wie z. B. einer »Mut«probe)

Kinder & Jugendliche – allgemeine Klassifikation der Motive

Obwohl aus dieser Gruppe begangene Tierquälerei im Zusammenhang mit antisozialen Persönlichkeitsmerkmalen und Polysubstanzmissbrauch stehen, deuten andere Diagnosen wie psychotische Störungen, geistige Retardierung und Alkoholmissbrauch nicht auf einen Zusammenhang hin. 

  • Macht und Kontrolle

    Ziel ist es, das Verhalten des Tieres zu beeinflussen oder zu verändern, indem übertriebene und manchmal grausame körperliche Züchtigung eingesetzt wird.

  • Rache am Tier

    Aufgrund eines subjektiv empfundenen Fehlverhaltens irgendeines Tieres wird Vergeltung geübt oder das Tier extrem bestraft – dabei wird oft Freude empfunden. 

  • Befriedigung eines Vorurteils

    Bestimmte Tiergruppen (z. B. Schlangen, Ratten, Spinnen, Frösche) gelten kulturspezifisch bedingt als unsympathisch. Misshandlungen gegenüber diesen Tiergruppen wird oft scheinbar durch entsprechende Vorurteile legitimiert.

  • Ausdruck von Aggression

    Tierquälerei als Mittel, um aggressives Verhalten gegenüber anderen Menschen oder Tieren zu zeigen.

  • Erweiterung der Aggressivität

    Dabei werden Tiere getötet oder missbraucht, um eigene aggressive Tendenzen zu verstärken.

  • Schockieren

    Es nicht nur wichtig, andere zu erschrecken –  sondern erfolgt aus Spaß, dient der Unterhaltung und dazu sich in den Mittelpunkt zu stellen.

  • Rache an Menschen

    Tierquälerei wird oft genutzt, um Rache oder Revanche gegenüber einer anderen Person zu üben, für die das jeweilige Tier besonders wichtig ist.

  • Verlagerung

    Hierbei wird die Ablehnung gegenüber einem Menschen auf ein Tier übertragen. Die eigentliche Aggression besteht oft gegen Autoritätspersonen, die man sich aber nicht anzugreifen traut. Viele Täter berichten, dass sie Tiere gequält haben, um sich für Kränkungen oder Schläge zu rächen.

  • Sadismus (unspezifisch)

    Damit ist das »Vergnügen« gemeint, einem Tier ohne besondere Provokation oder ohne feindselige Gefühle wehzutun, es leiden zu lassen und zu töten.

     

Zwei Familiensituationen die ursächlich für kindliche Tierquälerei sind

Untersuchungen und Studien machen deutlich, dass Tierquälerei in aller Regel ein Symptom gewalthafter Familienverhältnisse ist. Insofern bestätigt sich, dass bei kindlichen Formen von Tierquälerei die Tiere in der Regel Ersatzobjekte sind. Aus den Daten kristallisieren sich zwei Arten von Familiensituationen heraus, die für die Ätiologie von Tierquälerei bei aggressiven Personen in der Kindheit potenziell von Bedeutung sind.

  • Im ersten Fall missbraucht das Kind Tiere, um die Feindseligkeit, die es infolge elterlicher Kränkung (insbesondere des Vaters) empfindet. Das Tier dient bei diesem familiären Umfeld als ein Ersatzobjekt für Rachehandlungen gegen die Eltern und wird zu einem Mittel zur Abreaktion von Zorn und Frustration, die durch elterliche Misshandlung ausgelöst werden.

  • Das zweite familiäre Spannungsfeld liegt dann vor, wenn Familienmitglieder generell aggressiv miteinander umgehen und die Eltern, vor allem der Vater – zu gewalttätigem Verhalten und zur Misshandlung von Tieren neigt. In dieser Situation dürfte sich der soziale Lernprozess widerspiegeln.

Ascione et al.: Motive und Typologie von Kindern & Jugendlichen

Ascione, Thompson und Black untersuchten die Motive (75 % Jungen im Durchschnitt 10,5 Jahre alt), anhand von Fallberichten und mithilfe des Cruelty to Animal Assessment Instrument (CAAI). Der CAAI-Fragebogen wurde hierzu von Ihnen entwickelt und liegt als Interview in einer Elternversion, sowie einer Version für Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren vor. Im Gegensatz zum Erwachsenenfragebogen von Felthous ist der CAAI kindgerecht und fragt erlebte, als auch begangene Tierquälerei offen ab. Weitere Kriterien sind Missbrauchstyp, gequälte Tierart, Häufigkeit und Schwere, zugrundeliegende Motive, sozialer Kontext und Grad nachträglicher Reue. 

  • Neugier

  • Zwang durch Gruppen gleichaltriger Jugendlicher (Peergroup z. B. Initiationsrituale)

  • Stimmungsbesserung

  • sexuelle Befriedigung

  • Identifikation mit autoritären Personen und Imitation bzw. Zwang 

  • Schutz der Tiere vor Misshandlung durch andere

  • Tierphobie

  • Imitation von Gewalt nach eigener Misshandlung

  • posttraumatische Ursachen

  • Erpressung und finanzieller Nutzen

  • Vorbereitung und „Üben“ einer geplanten Gewalttat gegen Mitmenschen 

Kendall-Tackett und Giacomoni: kindliche Tierquäler in Anlehnung an die Typologie jugendlicher Brandstifter

Neugierige Tierquäler

Dieser Typ lässt sich v. a. im Vorschul- und Grundschulalter (drei bis sieben Jahre) finden und unterliegt einer geringen Aufsicht und Erziehung. Diese Form stellt meist nur eine vorübergehende Phase gerade in der Entwicklung von Jungen dar.

In dieser Gruppe ist insbesondere die Aufklärung der Kinder über den korrekten Umgang mit Tieren sowie die Instruktion der Eltern erforderlich.

 

Pathologische Tierquäler

Die Täter sind meist älter als in der vorangegangenen Gruppe (sieben bis 13 Jahre). Als Ursache für die Gewalt lassen sich psychologische Probleme finden, die evtl. sogar auf körperlichen bzw. sexuellen Missbrauch der Kinder oder allgemein häusliche Gewalt hinweisen können. In diesem Fall ist das Quälen von Tieren eine Art Ventilmechanismus für die angestauten Probleme.

Bei dieser Gruppe muss zunächst nach den psychischen Gründen gesucht werden. Da hier Tierquälerei nur Symptom einer bestehenden Grundproblematik ist, darf sich das Einschreiten von Betreuern oder Therapeuten nicht allein auf den Tiermissbrauch konzentrieren, sondern muss die ursächlich bestehenden Konflikte lösen, um bleibende Verhaltensauffälligkeiten beim Heranwachsenden zu vermeiden. In der zuletzt genannten Gruppe gestaltet sich das Eingreifen am schwierigsten, da hier Tierquälerei nur einen Bereich krimineller Handlungen darstellt und der Jugendliche meist schon in einem bestimmten delinquenten Umfeld verwurzelt ist. Resozialisierung ist die einzige Möglichkeit, die kriminellen Karriere der Täter und damit auch die Misshandlungen zu beenden. Wie später noch erläutert wird, ist Tierquälerei dabei Teil eines Multiproblemsyndroms, bei dem sich verschiedene normabweichende Verhaltensweisen verstärken. Je mehr verstärkende Faktoren beteiligt sind, desto größer scheint die zeitliche Stabilität des Problemverhaltens.

 

Kriminelle Tierquäler

Tierquälerei stellt bei diesen Kindern bzw. Jugendlichen eine von verschiedenen antisozialen Aktivitäten dar, die nicht selten im Rahmen von Peergroups sowie im Zusammenhang mit Alkohol- oder Substanzmissbrauch auffallen. Da diese Heranwachsenden ein erhöhtes Delinquenz-potential und psychopathische Entwicklungstendenzen besitzen, ist hier entschiedene Intervention mit Maßnahmen zur Gewaltprävention notwendig.

Die zuletzt genannte Gruppe mit ausgedehnter krimineller Karriere ist für diese Studie von wesentlichem Interesse, da Tierquälerei hier frühzeitig delinquente Entwicklungstendenzen anzeigen kann. Von den bereits genannten Motiven liegen hier insbesondere der Gruppenzwang (z. B. Mutprobe in Cliquen), die Identifikation mit autoritären Personen sowie eine grundsätzliche kriminelle sowie aggressive Energie im Vordergrund.

Kinder & Jugendliche – Formen von tierquälerischen Handlungen

  • Haustieren absichtlich Schmerzen zu fügen und quälen, Wildtiere oder Vieh quälen 

  • Haustiere boshaft lange schlachten 

  • Wildtiere fangen und bei lebendigem Leib die Haut abziehen 

  • Tiere absichtlich verwunden, verbrennen, blenden, verstümmeln, erhängen, durch Stromschock töten, Flügel ausreißen, mit Chemikalien überschütten, am Schwanz zusammenbinden, aus großer Höhe hinab werfen 

  • Hunde für Hundekämpfe anmelden 

  • Tiere absichtlich verhungern lassen

Aggressive, nicht aggressive Kriminelle und nicht-kriminelle Erwachsene – Klassifikation der Motive

Es ist nicht überraschend, dass sich die folgenden Motive, mit den Angaben von »Kinder & Jugendliche – allgemeine Klassifikation der Motive« überschneiden. Studien haben die Gründe für die Misshandlung von Tieren durch Menschen oft untersucht, um festzustellen, ob diese Täter auch für die Gesellschaft ein Risiko darstellen. Bei den aggressiven Kriminellen war die Wahrscheinlichkeit, dass sie wiederholt Tiere quälen, viel höher als in den beiden anderen Gruppen. Und das Ausmaß der von ihnen angewandten Gewalt war anders – sie kochten lebendige Katzen in der Mikrowelle, ertränkten Hunde und folterten Frösche.

Kellert und Felthous: Hauptmotive einer Gruppenbefragung bzgl. früherer Tierquälerei

  • Kontrolle ausüben

  • Vergeltungsmaßnahmen gegen ein Tier

  • Vorurteile gegenüber einem Tier befriedigen

  • Aggression zum Ausdruck bringen

  • Aggressivität verstärken

  • Menschen schockieren

  • Vergeltungsmaßnahmen gegen einen anderen Menschen

  • Feindseligkeit verdrängen

  • Sadismus (unspezifisch) ausleben

Es gibt Probleme mit Studien, die Tierquälerei untersuchen, da die Definition dessen, wann etwas als grausam gilt subjektiv ist. Hinzu kommt die Selbstdarstellung der Täter, die teilweise zu einer Unter- als auch Übertreibung führt. Trotz allem scheinen Wut und Spaß die Hauptmotive zu sein, wobei Abneigung und Angst sowie die Ausübung von Kontrolle wichtige Faktoren sind. Interessant ist, dass Insassen mit städtischem Hintergrund mit einer über viermal höheren Wahrscheinlichkeit aus Spaß quälten und dass Einzeltäter mit siebenmal höherer Wahrscheinlichkeit aus Wut handelten.

Straftäter – Motive für Tierquälerei in der Kindheit & Jugend

Der Missbrauch von Tieren wurde in den letzten 20 Jahren als einer von mehreren potentiellen diagnostischen Faktoren bei der Diagnose von Verhaltensstörungen in Betracht gezogen. Verhaltensstörungen gehören mit zu den häufigsten diagnostizierten Erkrankungen in ambulanten und stationären psychiatrischen Einrichtungen für Kinder. Ein beträchtlicher Anteil zeigt im Erwachsenenalter Verhaltensweisen die Kriterien für eine antisoziale Persönlichkeitsstörung erfüllen. Kinder mit Verhaltensstörungen haben meist wenig Einfühlungsvermögen oder Sorge um das Wohlergehen anderer, zerstören oft Eigentum und sind aggressiv gegenüber anderen Lebewesen.

  • Wut 54 48,2 %

  • Spaß 43 38,4 %

  • Kontrolle des Tieres 25 22.3 %

  • Abneigung gegen das Tier 25 22,3 %

  • Angst vor Tieren 24 21,4 %

  • Nachahmung 17 15.2 %

  • Rache an jemandem 16 14.3 %

  • Geschlecht 16 14,3 %

  • Eindruck schinden 11 9.8 %

  • Schockieren 5 4,5 %

Forscher haben versucht, bestimmte Verhaltensweisen in der Kindheit mit der Gewalt von Erwachsenen in Verbindung zu bringen. Einige Studien weisen auf eine Verbindung zwischen einer Triade von Verhaltensweisen bei Jungen – Bettnässen, Feuer legen und Tierquälerei – und dem Begehen von aggressiven Gewaltverbrechen im Erwachsenenalter hin. Das Vorhandensein einer Hypothese der Gewaltabstufung, nach der Täter ihre Karriere, oft als Kinder, mit Tieren beginnen und dann zu einem zunehmenden Grad an Aggression und Gewalt übergehen, ist Gegenstand einiger Debatten. Einige Autoren stellen die vereinfachte Huhn und Ei-Theorie infrage und halten komplexere und allgemeinere Verhaltensweisen für möglich. Weitere Informationen zu Theorien & Hypothesen im folgenden Artikel!

Zusammenhang mit interpersoneller Gewalt inkl. absurder Selbstwahrnehmung

Felthous und Kellert stellten im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen fest: Allmachtsfantasien bzw. Identifikation mit dem Opfer. Einige Täter initiieren selbst erfahrene Gewalt (Machtlosigkeit) an tierischen Opfern um Kontrolle über ihr Leben zu erlangen. Während in einigen Studien insbesondere Wut und Zorn die Ursache waren, ergaben andere Studien, dass es oft mehrere Gründe gab. Bonem, Stanely-Kime und Corbin stellten fest: Bei selbstberichteten Motiven des Täters, wird das Verhalten des Partners als Grund angeführt. Hamberger, Lohr, Bonge und Tolin kamen zum gleichen Ergebnis wie Felthous und Kellert – die selbstberichteten Motive des Täters stehen im Zusammenhang mit Macht- & Kontrollfantasien. Männliche Täter, die interpersonelle Gewalt ausübten, gaben gem. Elmquist et al. interessante Gründe an. Diese sahen sich nicht als Kriminelle, sondern als Opfer und manche wollten ihre Misshandlungen sogar als Liebesbeweis verstanden wissen. Es folgt eine Auflistung bzgl. der Häufigkeit in absteigender Reihenfolge.

  • Provokation des Partners

  • Selbstverteidigung

  • Stress 

  • Wut ausdrücken

  • um vom Partner wegzukommen 

  • um ihre Liebe zu beweisen

Die entsprechende Studie wurde im Anschluss zur operativen Fallanalyse verwendet, in der ein Mann wegen Mordes an einer Frau angeklagt war. Im Verlauf wurde bekannt, dass der Täter eine Vielzahl verwilderter Katzen in der Nachbarschaft getötet hatte, indem er sie ausweidete und ertränkte. Freunde beobachteten die Taten und berichteten, dass der Täter währenddessen geprahlt und gelacht habe. Diese erschreckende Gleichgültigkeit zieht sich durch die gesamte Gesellschaft und spielt eine entscheidende Rolle bei solchen Taten, weshalb in den folgenden Texten explizit darauf eingegangen wird.