Katzenverhalten: Zwangs- & Verhaltensstörungen (Liste)

Liste störender Verhaltensmuster & Verhaltensstörungen

Aggression

  • Spielaggression (Menschen) 

  • Aggression bei Kontakt/Berührung (Menschen) 

  • körperliche/räuberische Aggression (Menschen/Tiere) 

  • übertragene/umgeleitete Aggression (Menschen/Tiere)

  • ängstliche/defensive Aggression (Menschen/Tiere)

  • territoriale Aggression (Menschen/Tiere) 

  • Schmerzaggression (Menschen/Tiere) 

  • Frustrations-Aggression (Menschen/Tiere) 

  • Aggression gegenüber sich selbst, selbstverletzendes Verhalten, Selbstverstümmelung (Zwangsstörung) 

  • Aggression im Mehrkatzenhaushalt, innerartliche Aggression

  • mütterliche Aggression 

Angst, Phobie (unbegründete Angst/Abneigung) und Furcht

  • Angst vor dem Autofahren/Reisekrankheit

  • Angst vor Menschen wie z. B. Tierarzt 

  • Lärmphobien 

  • Trennungsschmerz-Syndrom, Trennungsangst 

  • Trauerverhalten 

  • Einsamkeit 

  • Depression 

Nahrungs- & Fremdkörperaufnahme 

  • abnormales Stillverhalten 

  • verlängertes Saugverhalten/nuckeln 

  • »Wolle« fressen, Stoff saugen (Unterform von Pica)

  • Probleme des Jagdverhaltens

  • atypische oder abnormale Abweichungen

  • unerwünschte Beute, Jagd auf Vögel

  • Vergraben der Beute 

  • übermäßige Nahrungsaufnahme, Fresssucht 

  • Appetitlosigkeit, Futterverweigerung 

  • Pica-Syndrom

  • Fressen von Zimmerpflanzen 

  • Wecken der Besitzer durch nächtliche Aktivität inkl. abnormaler Lautgebung 

Zwangsstörung

  • Koprophagie und Pica, unerwünschte Fressgewohnheit

  • »Wolle« fressen, Stoff saugen (Unterform von Pica)

  • Haarverlust/Kahlheit durch zwanghaftes putzen lecken (feline selbstinduzierte Alopezie/psychogene Leckalopezie/Leckdermatitis), zwanghafte Fellpflege

  • »Eifersucht« 

  • destruktives Kratzverhalten

  • Anknabbern von Zimmerpflanzen 

  • Jagen von Gliedmaßen (Schwanz), übertriebenes Jagdverhalten 

  • Felines Hyperästhesie-Syndrom

  • Impulskontrollstörung

  • Fangen von imaginären oder realen Objekten wie z. B. Zehen beißen 

Sonstige

  • Hausverschmutzung/Vermeidung der Toilette 

  • Krallen wetzen/markieren

  • Harn markieren/spritzen

  • rastloses umherwandern

  • mütterliche Verhaltensprobleme 

  • kindliche Verhaltensprobleme

  • Hyperaktivität 

  • Ignoranz

  • Schlafstörungen

  • Springen auf Möbel

  • Flucht- & Wanderverhalten

  • Hypersexualität 

  • Dauerrolligkeit 

     

  • Kindstötung 

     

  • Persönlichkeitsveränderung 

     

Schwerpunkte im Praxisalltag

  • Spannung unter Artgenossen

    Eine weitere Katze zieht ein – die »Alte« versteckt sich oder es beginnt ein Kampf auf Leben und Tod, sodass die Beiden zukünftig in getrennten Räumen Ihr Leben fristen müssen.

     

  • Aggressionen & Angstzustände

    Es gibt eine Reihe von Faktoren für Aggressionen – Angst, Furcht, mangelhafte Sozialisation und Isolation sind häufige Gründe. Angst kann sich auch auf ganz bestimmte Ursachen wie z. B. Kinder, laute Geräusche oder Gegenstände fokussieren. Ungenügende Sozialisierung führt zu ablehnendem oder gleichgültigem Verhalten dem Halter und anderen Haustieren gegenüber. In Extremfällen mündet es im Beiß- und Kratzverhalten – einem ernsthaften und herausfordernden Verhaltensproblem. Anschreien, Klatschen, angstlösende Medikamente, Füttern, Isolation oder das Benutzen einer Wasserspritze sind kontraproduktiv, werden die Situation verschlimmern oder haben diese sogar verursacht!

     

     

     

  • Katzentoilette

    Eines Tages verrichtet ihre Katze die Notdurft außerhalb der Toilette – ein häufiges Verhaltensproblem. Hinzufügen weiterer Toiletten, Enzymreiniger oder der Gang zum Tierarzt sind zwar gute Vorschläge, das unerwünschte Verhalten bleibt aber eine Gewohnheit und muss rückgängig gemacht werden.

     

  • Harnmarkierung

    Das markieren mit Urin außerhalb des Hauses ist normal – abnormal, wenn die Katze es in ihrem Schlafplatz macht. Vielleicht bemerken Sie vorab einen seltsamen Geruch oder Sie haben Ihre Katze In flagranti erwischt. Da dieses natürliche Verhalten an einem abnormalen Platz stattfindet muss der Grund dafür gefunden werden. Oft ist der Ratschlag, sich damit abzufinden oder die Katze »loszuwerden«, denn Harnmarkieren ist angeblich ein Verhalten, das man nicht unterbinden kann. In Wirklichkeit ist das »Sprühen« lösbar – eine Abschiebung oder Tötung ist nicht notwendig und selbst Medikamente sind nicht dauerhaft erforderlich.

    Welcher Auslöser versteckt sich hinter dem Verhalten?

    Bei Angst sollten entweder die stressauslösenden Faktoren eliminiert oder der Katze geholfen werden den Ort mit etwas positivem zu assoziieren. Der Stressauslöser befindet sich für gewöhnlich in der näheren Umgebung der Katze und geht ggf. auf soziale Spannungen mit einer anderen Katze zurück. Durch Harn markieren versucht sich die Katze zu beruhigen eine normale Verhaltensantwort auf abnormale innere und äußere Reize. Wichtig ist ebenfalls die Unterscheidung zwischen Harnspritzen und »normalen« Harnabsatz. Diese dienen unterschiedlichen Zwecken, haben andere Ursachen und es kommen darüber hinaus auch verschiedene »Mischungen« zum Einsatz. Harnmarkieren findet eher in den Randbereichen und das Kopfreiben innerhalb des Kernterritoriums statt. Probleme entstehen beispielsweise, wenn die Integrität des Kernterritoriums gestört wird (Umgestaltung der Wohnung) oder wenn fremde Katzen in das Randgebiet eindringen (Nachbarkatze).

  • Übermäßiges Miauen

    Beim Versuch fernzusehen miaut Ihre Katze dauerhaft und scheinbar grundlos oder es ist vier Uhr morgens und Ihre Katze verwöhnt sie stundenlang mit Katzenmusik. Für dieses Verhalten gibt es verschiedene Gründe, auf die ich an anderer Stelle detailliert eingehen werde.

     

  • Zerstörendes und unerwünschtes Verhalten

    Die Couch wird zerkratzt oder die Katze bleibt nicht von der Arbeitsplatte weg. Anschreien, bestrafen oder das Verjagen mit einer Wasserspritze sind keine Lösung. Die ersten beiden verschlimmern die Situation und die dritte löst das Problem falsch, aber alle werden die Verbindung und das Vertrauen vernichten. Kratzmarkieren, oft fälschlicherweise als Krallenwetzen gesehen, ist ein normales Verhalten, das sowohl im Freien als auch Mittelpunkt der Katze wie der Wohnung ausgeführt wird – es handelt sich dementsprechend nicht um eine Verhaltensstörung.

  • Zwanghaftes Verhalten

    Exzessives Kauen oder Essen von (lebensbedrohlichen) Dingen wie z. B. Elektrokabeln ist ein Anzeichen für das Pica-Syndrom – Wolle kauen oder nuckeln an Stoffen ist eine Unterform davon. Anschreien, streicheln oder beruhigend reden werden das Verhalten vermutlich verstärken. Pica ist ein Beispiel für ein komplett abnormales Verhaltensmuster und fällt damit in die Kategorie Verhaltensstörung.

     

Zunahme, schärfere Wahrnehmung oder verstärkendes Verhalten? [Zahlen & Beispiele]

Es gibt nur wenige Daten bzgl. der Anzahl an Hauskatzen, die unerwünschtes Verhalten zeigen. Man geht jedoch davon aus, dass die Zahl der Katzen, die an Verhaltensexperten überwiesen werden zunimmt – ob diese Änderung auf das gestiegene Bewusstsein der Halter zurückzuführen ist oder auf Veränderungen in der tatsächlichen Anzahl ist unklar. Ersteres ist möglich, da Katzen mittlerweile zu den beliebtesten Haustieren gehören. Darüber hinaus hat sich auch ihre »Rolle« im Laufe der Zeit verändert. Stellte die Katze früher eine nebensächliche Rolle als Nagetierbekämpfer dar, nimmt sie heute eine wichtige soziale Rolle innerhalb der Familie ein und stellt für einige Halter eine enorme emotionale und soziale Unterstützung dar. Dies kann dazu führen, dass die Halter mehr Zeit und finanzielle Mittel in die Bekämpfung unerwünschter Verhaltensweisen investieren.

Dieselben Faktoren können jedoch auch für einen erhöhten Anteil verantwortlich sein, denn die steigende Anzahl von Katzen führt unweigerlich zu einer höheren Populationsdichte. Viele Katzen sind von einer großen Anzahl unbekannter Katzen in ihrer Nähe umgeben. Insbesondere bei anwachsender Population kann dies zu einer erhöhten Anzahl von Katzen mit stressbedingten Verhaltensweisen führen. Ebenso nimmt die Anzahl der Mehrkatzenhaushalte zu – 42 % der Katzenhalter besitzen zwei oder mehr Katzen und 2 % sogar zwischen sechs und 12 Katzen. Solche Haltungsbedingungen werden wahrscheinlich Probleme durch sozialen Stress hervorrufen.

Die sich verändernde Rolle der Katzen innerhalb der Familie ist ebenso ein wichtiger Faktor: Die Neigung der Halter intensive und enge Interaktionen mit ihnen auszuführen, kann dem natürlichen Sozialverhalten der Katzen zuwiderlaufen und die daraus resultierende Fehlkommunikation kann zur Entwicklung von Verhaltensweisen führen, die die Halter als unerwünscht empfinden. Die Association of Pet Behaviour Counsellors (APBC) in Großbritannien erstellt jährlich einen Überblick. Die Aussagekraft ist begrenzt, dennoch erlaubt sie einen Einblick in die Verhaltensweisen der Hilfe suchenden Katzenhalter. Im Jahr 2005 wurden Informationen zu 65 Fällen zusammengetragen, von denen 30 männlich und 35 weiblich waren.

  • 28 % Markierverhalten inkl. Urin verspritzen und Kratzen 

  • 11% unangemessene Toilettennutzung

  • 22 % Aggression gegenüber anderen Katzen, davon 86 % gegenüber Katzen im Haushalt

  • 11 % Angst oder Phobie

  • 10 % Aggressionen gegenüber Menschen

  • 7 % Verhalten durch medizinische Störungen 

  • 5 % mit Bindungsproblemen (vermutlich Katzen, die eine begrenzte Toleranz bei der Interaktion mit Menschen zeigen). 

Daten, die über einen Zeitraum von 6 Monaten in einer Notfallklinik gesammelt wurden zeigen ebenfalls die häufigsten Probleme

  • Versprühen von Urin

  • unangemessene Ausscheidung

  • Aggressionen zwischen Katzen und gegen ihre Halter

In einer weiteren Studie werden die Hauptprobleme in absteigender Reihenfolge genannt

  • Harnmarkierung & andere Verunreinigungen

  • Umgang mit anderen Haustieren

  • aggressives Verhalten

Katzen wurden mit größerer Wahrscheinlichkeit abgegeben, wenn ein weiteres Tier bereits im Haushalt war, insbesondere wenn dieses bereits einige Zeit dort wohnte. Eine Umfrage unter Katzenhaltern ergab folgende häufige Probleme:

  • Angst vor Fremden

  • innerartliche Aggression

  • Ausscheidungsprobleme & Harnmarkierung 

Nur wenig geforscht wurde hinsichtlich der Prävalenz von Verhaltensproblemen in allgemeinen Katzenpopulationen. Interessant sind auch die Ergebnisse einer Tür-zu-Tür Befragung von 90 Haushalten jeweils in einem ländlichen und einem vorstädtischen Gebiet des UK. Es wurden die Daten von 15 Männern und 75 Frauen gesammelt die insgesamt 161 Katzen hielten. Überraschend war nicht nur die hohe Anzahl von Katzen mit unerwünschten Verhaltensweisen, sondern auch, dass die hohe Anzahl unterschiedlicher Probleme sich deutlich von denen der oben beschriebenen Population unterschied. Eine andere Umfrage unter 109 Besitzern, die eine Tierarztpraxis zum ersten Mal besuchten, zeigte ebenfalls einen höheren Anteil von Katzen, die andere Katzen und Besucher meiden und bzgl. ihres Kratzverhaltens. 

Der Unterschied zwischen Anzahl und Art der Verhaltensprobleme in der überwiesenen Population und in den allgemeinen Populationsuntersuchungen legt folgendes offen: Bei den Katzen, die von den überweisenden Ärzten begutachtet werden, handelt es sich nur um einen Bruchteil, denn die Halter neigen dazu, nur bei bestimmten Verhaltensweisen Hilfe zu suchen. Es scheinen jene zu sein, die sich eher auf den Lebensstil oder die Umgebung des Halters auswirken (Versprühen von Urin, Aggression etc.). Eine allgemeine Prävalenzerhebung bestätigte dies und fand einen hohen Anteil von Problemen, die zwar Auswirkungen auf die Katzen, aber weniger auf die Halter hatten (Angst vor Menschen oder anderen Katzen etc.).

Weitere Belege dafür in welchem Ausmaß unerwünschte Verhaltensweisen, die Bindung zwischen Katzen und ihren Haltern beeinflussen stammen aus Daten von Rettungsorganisationen. Der Anteil von Katzen die wegen Verhaltensprobleme aufgegeben wurden ist uneinheitlich und liegt zwischen 8 % und mehr als 33 %. Die Unterschiede gehen wahrscheinlich auf verschiedene Methoden in der Datenerhebung und die Wahrnehmung der Halter zurück. Im UK wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten nur 7 % der Katzen mit unerwünschtem Verhalten dem Katzenschutz überlassen, ein viel höherer Anteil von 38 % dagegen in Tierheime abgeschoben.

 

Seniorkatzen – Altersdefinition

Die Fortschritte der letzten Jahre haben dazu beigetragen die Lebensdauer deutlich zu verlängern, sodass Tierärzte und Katzenhalter mit einer zunehmenden Zahl altersbedingter medizinischer und Verhaltensprobleme konfrontiert sind. In einem Zeitraum von 40 Jahren stieg die Anzahl der älteren Haustiere von ca. 25 % auf 33 %. Viele Fachliteraturen definieren Haustiere ab 7–11 Jahre als alt. Da allerdings immer mehr Tiere ein hohes Alter erreichen, empfiehlt die American Animal Hospital Association – eine Organisation nicht Gewinn-orientierter tierärztlicher Kliniken – folgende Einstufung. Katzen mit 50 % ihrer Lebensdauer > mittleres Alter und erst ab 75 % ihrer erwarteten Lebensdauer > Senior. Das Altern selbst ist keine Krankheit, schränkt aber den angemessenen Umgang mit physiologischen und umweltbedingten Stressfaktoren ein. Das Immunsystem der Katze wird schwächer, das Risiko von Gewebewucherungen (Neoplasien) steigt und degenerative (Alterungs-)Prozesse beginnen die Organsysteme zu beeinträchtigen.

Während die Eintrittshäufigkeit von medizinischen Problemen zunimmt, kann hingegen der Prozentsatz der gemeldeten Verhaltensprobleme abnehmen. Dies ist vermutlich darin begründet, dass schwerwiegende Probleme im Zusammenhang mit der Genetik innerhalb der ersten 1–3 Lebensjahre gemeldet werden und dass diese entweder erfolgreich gelöst werden oder die Katze getötet wird. Darüber hinaus können medizinische Probleme die zugrunde liegenden Verhaltensprobleme verdecken, obwohl diese Probleme tatsächlich gleichzeitig auftreten können – viele Verhaltensänderungen werden nicht gemeldet. 

  • Aggression

  • Ängste, Befürchtungen und Phobien

  • Unsauberkeit

  • Umherwandern & andere wiederholende Verhaltensweisen

  • Probleme mit Schlaf-/Wachzyklen

  • Orientierungslosigkeit

  • Lautgebung

Ein typisches Beispiel ist die kognitive Dysfunktion »Demenz«.